Irgendwo in Griechenland – Istanbul (Türkei)
Und damit willkommen in der Türkei.
Ich war nun lange in Griechenland gewesen und freute mich, mal wieder ein Land zu verlassen und eine Grenze zu überschreiten. Es ist immer ein tolles Gefühl, einen neuen Abschnitt zu beginnen, zumindest in meinem Kopf. Manchmal ändert sich gar nicht so viel um mich herum, ausser die Sprache und die Währung.
Die Grenze zwischen Griechenland und der Türkei ist aber ein Erlebnis für sich. Meistens sind Grenzübergänge Minutenangelegenheiten, hier würde es ein paar mehr werden. Eine kilometerlange LKW-Schlange, lies schon von weitem vermuten, dass er hier ein bisschen länger gehen könnte. Hier kommt aber ein Vorteil des Fahrrades zum vorschein. Autoschlangen sind mir egal und es hat meistens genug Platz sich durchzuquetschen. Gefühlt habe ich meinen Pass fünf verschiedenen Beamten zeigen müssen, sogar mein Gepäck wurde „kontrolliert“. Der Herr liess mich meine Taschen öffnen, um dann flüchtig hinein zuschauen. „Kontrolle“ oder was auch immer. Die letzet Station, war so etwas wie eine Fahrzeugsprüfung, die Autofahrer mussten die entsprechenden Papiere zeigen. Ein Beamter kontrollierte ob mein Gepäck genug gut befestigt war. Ich weiss nicht genau was er sich dabei gedacht hatte, denkt er wirklich ich würde meine Sachen nicht anständig befestigen? Und dann gemütlich jeden Tag etwas verlieren? Er wollte wohl nützlich wirken. Mein Fahrrad schien wohl den Türkischen Strassenregeln zu entsprechen und so konnte ich nach ca. 30 Minuten die Grenzkontrolle verlassen. Ich denke Autos brauchten für die selbe Prozedur Stunden und LKW vieleicht sogar Tage.
Als ich meine Route plante, war ich ein bisschen besorgt, da es so aussah als würde es nur eine Autobahn geben, welche die Grenzstelle verlassen würde. Da man während dem Fahren viel zeit zum denken hat, habe ich mir schon alle positiven und negativen Szenarien durchgedacht. Von mentalen Zusammenbrüchen zu Autostoppen um die Autobahn zu überwinden. Meine Sorgen waren aber nicht von Nöten, an der Grenze hat es Niemand interessiert, dass ich hier gerade mit einem Fahrrad auf einer Autobahn ähnlichen Strasse unterwegs sein werde.
Und so machte ich mich auf den Weg. Auch grosse Strassen haben Vorteile, zum Beispiel der Pannenstreifen. Eigentlich ist dies ein inofizieller Radweg. Man hat immer genug Platz und der restliche Verkehr kommt dir nicht zu nahe. Auch kommt man auf grossen Strassen meistens efektiver voran. Sie sind gerade und flacher, als die kleineren Wege. Und gegen den Lärm der Autos kann man Kopfhörer benutzen. Und da ich das Bedürfnis hatte Istanbul schnell zu erreichen, entschied ich mich dafür, diese Autostrasse zu folgen. Denn ich werde in Istanbul einige Tage Pause haben und habe ein paar Sachen zu erledigen. Mir Zeit nehmen für meine Weg, kann ich dann wieder Richtung Iran.
Die Polizei ist immer da, um mich zu beschützen.
Die Strecke zwischen Griechenland und Istanbul ist sehr hügelig. Und so war auch die Strasse, kaum gerade Strecken, nur hoch und runter. 200 Meter hoch, 200 Meter runter. Kein efektive Art vorwärts zu kommen, aber wenn diese Autostrasse schon so war, würde die Umgebung sicher nicht besser sein. Meine Beine fühlten sich aber sehr gut an und so konnte ich Kilometer machen, 90, 80 und 140 in drei Tagen. Besonders der letzte Tag war speziell. Wenn ich „kurz“ von einem Ziel bin will ich dies meist auch erreichen und bin bereit mehr als meine durchschnittliche Tagesleistung zu erbringen. Und und diesem Fall habe ich mir in den Kopf gesetzt, meinen Host welcher 160 Kilometer entfernt war, zu erreichen. Was eigentlich überhaupt nicht meinem Reisestil entspricht, aber heute hatte ich Lust darauf, einfach einmal die Grenzen auszureizen. Leider war mein Host an diesem Abend nicht zuhause und so entschloss ich mich auf den Camping in Istanbul zu gehen. Denn gross Geld auszugeben für eine Übernachtung war nicht in meinem Sinne. Das einzige was ich wollte war eine warme Dusche. Die letzte lag mittlerweile neun Tage zurück.
Lass uns zuerst noch über meine bisherigen Kontakte mit Türken sprechen. Es gibt sehr nette Menschen, welche mir zuwinken und mich auf Essen und Trinken einladen. Am ersten Abend war ich in einem Kaffee und organisierte gerade einige Dinge mit Wlan, als mir der Besitzer ein ganzes Nachtessen hinstellte, Reis mit einer Tomaten-Mozerellasauce und Brot. Ich war überrascht. Nehme aber solche Geschenke dankend an. Schon am gleichen Tag wurde ich zu Suppe und Brot eingeladen. Oder auch schon nur eine Tasse Tee, ist eine nette Geste der Leute. Das beste Erlebnis war aber, als ich gerade der Küste folgte und ich einige Leute am Strand essen sah. Sie winkten mir zu und zeigten mir ich soll mich doch dazusetzen. Ein angenehmes Mittagessen. Sie wollte mir immer nachfüllen, ich hätte wohl ihnen das ganze Essen wegmampfen können. Das war aber nun auch nicht in meinem Sinne. Erstens währe es wohl ein bisschen unhöflich gewesen und zweitens Fährt es nicht so gut mit vollem Magen. Als sie gesehen hatten, dass mir die Nüsse gut schmeckten, wurde diese eingepackt und mir mitgegeben. Nüsse sind teuer und sie hatten mir sicher 300 Gramm geschenkt.
Und dann gibt es da die, „No English“ Leute. Welche auf meine Fragen mit folgendem antworten und dann für sie das Problem erledigt ist. Und manchmal schauen sie mich herablassend an, als währe ich ein Stück Dreck. Einem jüngeren Mann welcher mich auch so behandelte, war ich zumindest gedanklich kurz davor Eine zu verpassen. Was ich sicher nicht machen würde, eine Schlägerei wäre wohl nicht mit einem positiven Ende für mich verbunden.
Nun bin ich also nach 140 Kilometer am Campingplatz angekommen. Und wollte nur noch meine Sachen aufstellen und entspannen. Der Eingang war nur einen Spalt offen und ein Wächter war im Häuschen nebenan zu sehen. Er winkte mir ich solle warten, ich dachte er wollte das Tor öffnen, damit ich besser herein komme. Er schloss es. Ich dachte mir: Was soll das jetzt? Falscher Knopf? Ich zeigte ihm das ich hinein wollte. Er war einer der zweiten Sorte Mensch welche ich hier kennen gelernt hatte. Mit seinen Kopfhörer aufgesetzt, konnte er nicht mal hören was ich sagte. Er winke mir nur zu ich solle gehen.
Eventuell, bin ich ein bisschen angespannt gewesen. Nach so einem Tag so eine verachtliche Geste zu erhalten, war zuviel für mein Gemüt. Und eventuell hatte ich ihn ziemlich stark und laut auf Englisch beleidigt was er denn für ein Stück Scheisse sei. So laut, dass sogar das Personal des Kaffes nebenan heraus kam, um zu sehen was den genau los sei. Es hat nicht geholfen, ich habe es auch nicht erwartet aber es tat gut meinen Emotionen freien lauf zu lassen. Also machte ich mich nun erneut auf, einen anderen Platz zum nächtigen zu finden. Ich fand ein kleines Hotel welches mir für 20 Euro ein Zimmer gab. Das war in Ordnung. Als ich dem Besitzer meine Geschichte erzählte, gab er mir sogar einen kleinen Rabatt. Das Zimmer hat ein Problem mit den Karten, welche die Tür öffnen und so hatten sie nur eine übrig, welche sie aber selber behalten wollten. Ungewohnt eine Zimmertür nicht alleine öffnen zu können. Ich musste jedes mal der Reception anrufen, damit sie mir die Tür aufmachten, auch von innen. Ich habe aber kontrollieret ob ich in einem Brandfall oder ähnliches über das Fenster rauskommen würde. Sonst wäre mir das nicht ganz so wohl gewesen. Lustig wenn mir Jemand die Tür aufmacht, weil ich etwas vergessen hatte, ich dann die Türe hinter mir schliesse und denn gleichen Herr zwei Minuten wieder anrufen muss, da ich vergessen hatte, dass ich die Türe nicht alleine öffnen kann. Laufen ist ja gesund 🙂
Lass mich über die Strassen in Istanbul erzählen. Autos! Viel zu viele Autos! Verstopfte Strasse egal wo, egal zu welcher Tageszeit. Die Hauptstrassen haben ein interessantes Stytsem. Sie sind meistens 12 Spurig. Fünf Spuren in beide Richtungen, in der mitte zwei Spuren nur für Busse, damit diese nicht vom Stau blockiert werden. Die zwei äusseren Spuren sind Zubringerstrassen zu den kleineren Stadtteilen und die drei inneren Spuren haben nur Ein-und Ausfahrten für die zwei äusseren. So soll der Verkehr im inneren Teil flüssiger sein. Dort fährst du wenn du die Stadt durchqueren musst. Die Idee ist gut, leider funktioniert es nicht weil es wie schon gesagt einfach zu viele Autos hat. Die Strassen immer grösser zu machen, wird unser Verkehrsproblem aber auch nicht lösen, denn die Knotenpunkte bleiben immer bestehen. In diesem Verkehrschaos unterwegs zu sein, fühlt sich an wie Tetris zu spielen. Mein Fahrrad ist genug schmal, damit ich mich fast überall durchzwengen kann. Und so bin ich schneller als jedes Auto. Das ganze macht sogar ziemlich viel Spass. Zumindest für den Moment, auf lange Sicht ist es aber sehr anstrengen und da würde ich dann schon lieber die einsame Strasse bevorzugen.
Einige Dinge habe ich auf diesen Strassen gelernt. Es ist wichtig sich zu entspannen und mit dem Fluss zu gehen. Ich kann es sowieso nicht kontrollieren, was um mich herum passiert. Ich habe das Gefühl dass ich als Fahrradfahrer respektiert werde, auch wenn ich mitten in der dreispurigen Strasse fahre. Solange ich nicht die Spur wechsle, fliesst der Verkehr um mich herum. Schulterblicke sind aber sehr wichtig, denn da kommen Autos von Richtungen wo sie nicht immer herkommen sollten. Auch ist es wichtig seinen Platz zu nehmen und deutliche Signale zu zeigen. Da darf auch mal ein Auto hinter mir warten, wenn ich die Spur wechseln will. Wird ja eh nicht schneller am Ziel sein.
Auch frage ich mich, wie das hier mit Krankenwagen, Polizei und co. funktioniert. Da ist überall Stau, es gibt sicher viele Tote, weil die Hilfe nicht rechtzeitig vor Ort war.
Als ich nun die Fähre über den Bospurus nahm, habe ich Europa verlassen. Und habe meine erste Nacht in Asien geschlafen. Es ist Lustig, man redet hier nicht von West oder Ost sondern von Europa und Asien. „Ich muss heute noch nach Europa, einige Sachen erledigen.“ 🙂 Oder ich werde nächstes Wochenende in Europa tanzen gehen und in Asien übernachten. Ich glaube so kann man das auch nur in Istanbul sagen.
In Asien angekommen, machte ich mich auf das Haus von Daniel, meinem Host für die nächste Woche, zu finden. An einem Kaffe vorbeifahrend, eine Toilete suchend, wurde ich da von einem Mann angesprochen und wir verwickelten uns in ein Gespräch über das Fahrradreisen. Er ist selber schon mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Sogar vor zehn Jahren einmal um die Welt gefahren. Da ich sowieso noch ein paar Stunden Zeit hatte, blieb ich dort und genoss die etwas ruhigere Gegend.
Die Zeit verflog und es galt nun die letzten Kilometer des Tages zu bewältigen. 20 Minuten zu früh beim Haus angekommen, musste ich dann noch auf Daniel warten. Nein! Das ist falsch. In meinem früheren Alltagsleben, hätte ich die 20 Minuten als warten bezeichnet. Ich nutze die Zeit um in der Abendsonne einige Gitarrenrifs zu üben und zu entspannen. Ich musste also noch 20 Minuten entspannen bis Daniel da war.
Schon irgendwie komisch wenn ich von meine 22 Schweizer Lebensjahre als „früheres Leben“ bezeichne. Klingt als wäre ich schon lang weg von zu Hause. Mitlerweile sind es zwei Monate und ca. 2700 Kilometer.
Daniel scheint ein sehr offener und netter Mann zu sein. Er war selber auf Radreisen und arbeitet im Moment als Lehrer an einer Deutschen Schule ausserhalb von Istanbul. Ich glaube alle Menschen welche einfach fremde Leute bei ihnen Leben lassen, haben gute Gene. Ich bleibe nun eine Woche hier und habe mein eigenes Zimmer und Wohnungsschlüssel. Es halt wirklich so als würde ich hier Leben. Und unter Reisenden entsteht so schnell eine Verbindung und ein Vertrauen zueinander.
Schweiz bist du es?
Fahrt nie freihändig!
Sieht man schon einen Unterschied?
In dieser Woche will ich einige Dinge erledigen. Mein Iran Visum muss beantragt werden. Das China Visum kann ich beim Schweizerischen Konsulat abholen. Ich werde mir überlegen welche Dinge ich nach Hause senden will, denn ich habe bemerkt, dass nicht Alles was ich dabei habe wirklich nötig ist. Es ist schön, wenn man immer mehr reduzieren kann und wirklich nur das hat, was man auch braucht. Mir wurde gesagt ich soll umbedingt einen Barbershop besuchen, dass sein Mancaring. Auch werde ich meine Luftmatraze ersetzen, denn diese jede Nacht mehrmals aufzublasen ist suboptimal. Daniel wird mir einige nicht so touritische Teile der Stadt zeigen und da ist ja noch mein Swingdancefestival. Ich hoffe die verschiedenen Orte sind nicht zu weit ausseinander, sonst könnte das Ganze noch anstrengend werden. Und ich werde einige Male von Asien nach Europa reisen müssen.
Das mit dem Camping-Platz hätte mich auch aufegeregt. Zum Glück gibt es ja noch die Netten. Ich freue mich auf den nächsten Bericht. Gruß.
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Ich muss dich noch fragen: wir kennen uns nicht oder? Ich kann dich nicht zuordnen 🙂 danke für den komi
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Nein. Wir kennen uns nicht. Tut mir leid, wenn ich hier auf einer eigentlich privaten Seite gelandet bin. Viel Spaß auf deinen weiteren Reisen.
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Nein nein ist öffentlich 🙂 ich habe mich nur gefragt ob du mich kennst da du mir schreibst. Freue mich auf deinen nächsten kommentar
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Sehr interessant deine Berichte und schön deine Fotos! Ich arbeite jetzt nur noch 60%, sonst kann ich nicht alles lesen…. weiterhin das nötige Glück und einen starken Magen 😉 liebe Gruess us Loverfield
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Du bist mir ein witzbold. Danke fürs feedback 🙂 ich habe da eine idee für dich mach wieder 100% und besuche das da hier: http://languagemasters.ch/de/deutschkurse/
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findest du, ich mache mehr Fehler als du….. :-)))
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Nice to read your aventures again. Now wild dogs anymore😏😊 It’s amazing that cyclists can ride on motorways just like that. 😮😮I see the same by Geito during his trip. In Belgium it’s strictly forbidden. Turky is a very friendminded country Enjoy the country👍
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