Seit 2 Jahren arbeite ich im Homeoffice. Je länger ich das gemacht habe, desto schwieriger fiel es mir, Arbeit und Freizeit zu trennen. Es fiel mir schwer, motiviert zu arbeiten. Ich musste alle mein Fokus zusammen nehmen, um nur 20 Min konzentriert vor dem Computer zu verbringen, um dann genervt und gelangweilt zu sein und eine Pause zu benötigen. Ich war immer abgelenkt. Resultat: Ich saß den ganzen Tag vor dem PC, ohne Arbeit und Freizeit trennen zu können und würde mich ständig schlecht fühlen, wenn ich eine Pause machte. Schließlich könnte ich doch gerade am Arbeiten sein.
Aber diese Möglichkeit von einem anderen Land für die Schweiz zu arbeiten, ist nicht selbstverständlich und ich bin dankbar, dass ich mein Leben hier in Hanoi haben kann. Finanziell macht es auch keinen Sinn, einen anderen Job zu suchen. Meine Stunden sind flexibel und ich kann meine Arbeit um mein Privatleben herum planen. Dies ist ein Privileg, welches ich für den Moment nicht aufgeben will.
Da es so nicht weitergehen konnte, musste ich Lösungen finden.
Der Hauptunterschied zwischen Homeoffice und Büro ist für mich, dass ich allein bin und ich kein natürliches Arbeitsumfeld habe. Mein Arbeitscomputer ist auch mein Privatcomputer, dutzende Ablenkungen sind nur 1 Klick entfernt.
Auch stellte ich fest, dass mir ein sozialer Austausch mit meinen Kollegen fehlt. Wir telefonieren zwar viel, aber ein Telefonat ist nicht wirklich ein guter Ort, um auch mal bisschen Quatsch zu labern, schließlich haben wir Arbeit zu besprechen.
Es gäbe die Möglichkeiten Lokal in Co-Working-Spaces zu gehen, aber der Aufwand dort hinzufahren und mein ganzes Equipment, was ich dabeihaben müsste, macht dies keine gute Option für mich. Gelegentlich lade ich deswegen Freunde ein, welche dann bei mir Zuhause arbeiten können. Mein größtes Problem ist aber meine persönliche Ablenkung. Dort habe ich fünf Regeln eingeführt:
1. Zwei Accounts auf meinen Computer. Ein Arbeitsprofil und Freizeitprofil. Kein Zugang zu den privaten Social Media, Chats, E-Mail etc. auf dem Arbeitsprofil. Und umgekehrt. So arbeite ich, oder habe Freizeit, aber nicht beides zusammen.
2. Pomodoro-Technik: 50/10. Mit dem Programm «Focus 10» kann man sich Timer stellen, mit Pausen dazwischen. In meinem Fall 50min Arbeit, dann 10min Pause. Nachdem ein Zyklus durch ist, bekomme ich eine Benachrichtigung auf dem Bildschirm. So kann ich die Entscheidung abgeben, wie lange ich arbeite. Denn ich mache mit mir einen kleinen imaginären Vertrag: Egal was auch passiert für die nächsten 50min produktiv zu sein. Heißt, wenn ich nach 30min ein Down habe und aufhören will, muss ich die 20 restlichen Minuten noch durchbeißen. 10 Minuten Pause ist lang genug, um Punkt 5 (siehe unten) zu erledigen. Oder sich kurz zu dehnen oder hinzulegen. Natürlich gebe ich gerade zu, dass ich 10 Minuten Pause pro Stunde mache. Aber sind wir doch ehrlich, niemand kann Stunden lang produktiv sein. Und meine Büroerfahrung und Gespräche mit Freunden zeigen klar auf, dass ich mit 10 min Pause pro Stunde deutlich produktiver bin als Leute, die einfach vor sich her arbeiten. Ich bin auch deutlich produktiver als ich selbst vor dieser neuen 50/10 Regelung 😉 Natürlich kann man die Timer so einstellen, wie es für einen selbst das Beste ist. 25/5 zum Beispiel.
3. Kein Handy auf dem Tisch. Das Handy muss außerhalb der Reichweite und Sichtfeld platziert werden. Der Grund sollte logisch sein.
4. Kein Podcast während dem Arbeiten hören. Habe ich früher viel gemacht, vorwiegend bei leichten Tätigkeiten. Nun können meine Gedanken weniger schnell abdriften. Hier eine gute Arbeit-Playlist für mehr Fokus: Nightrider
5. Alle privaten Gedanken oder to does welche mir in den Kopf kommen, werden während dem Arbeiten auf einem Block notiert und in der 10min Pause oder Freizeit erledigt. Grundsätzlich habe ich mich in den vergangenen Monaten viel damit auseinandergesetzt, wie ich meine Lebensqualität verbessern kann. Außer der Worklifebalance sind auch gesundes Essen, Sport und genug Schlaf drei wichtige Punkte für mich.
Essen: Ich habe immer wieder Phasen, wo ich ein Verlangen habe ungesund zu essen, unter anderem Süßigkeiten. Und meisten nach dem Konsumieren verachte ich mich dafür, denn mein Körper sagt mir klar, dass 200 Gramm Haribo in mich hineinzustopfen nicht gut für mich ist. Die Zeiten, in denen ich dies problemlos machen konnte, sind leider vorbei. Der einzige Weg für mich, um das zu stoppen, ist ganz darauf zu verzichten. Cheatdays funktionieren für mich nicht wirklich, diese werfen mich nur zurück. Wichtig für mich ist, dass ich immer einen vollen Kühlschrank habe. Mit Gemüse, Früchten, Tofu, Eiern, Milch und Käse etc. Meine Laune und das Innere des Kühlschrankes sind meistens ziemlich ähnlich. ^^
Sport: Ohne genügen Sport werde ich unruhig, seit Neuem habe ich angefangen, ein Sportzentrum zu besuchen. Dort gibt es geführte Klassen, meistens in Yoga, aber auch Kraft und Ausdauersport. Da dieser Ort nur 3 Minuten von meinem Haus entfernt ist, versuche ich mindestens eine Lektion pro Tag zu besuchen. Auch gehe ich immer noch 2–3 Mal pro Woche klettern.
Schlaf: Für mich war es immer schwierig vor dem Schlafen und nach dem Aufwachen, nicht zu viel Zeit am Handy zu verbringen, seit Langem reduziere ich deshalb Apps auf meinem Handy. Insta, Facebook etc. habe ich nicht mehr und benutze diese wenn überhaupt nur noch auf dem Computer. Facebook ist in Vietnam eine wichtige Plattform für Event Organisation, Business und Kommunikation. Heißt, diese App ist ziemlich wichtig für den Alltag.
Mein größtes Problem ist aber YouTube. Die App löschen kann ich nicht, weil es dort auch viel informativerer Content gibt oder Anleitungen für alles was man sich vorstellen kann. Die beste Lösung ist für mich YouTube, mithilfe von Apps, in meinem Zuhause zu blocken. Dies kann ich durch einen definierten Punkt auf einer Karte mit einstellbarem Radius machen. Dadurch kann ich die App weiterhin außerhalb benutzen, aber muss meine «Sucht» zu Hause am Computer ausleben. Und dies ist deutlich weniger bequem, als mit dem Handy im Bett zu liegen. So ist mein Handy ziemlich uninteressant, außer für Kommunikation mit Freunden.
Auch stellt sich mein Handy automatisch um 8 Uhr in den Schlafmodus, wodurch sich der Bildschirm nur noch Graustufen darstellt, dies macht das Benutzen deutlich langweiliger.
Zum Einschlafen höre ich meistens einen Laber Podcast, welcher mich inert 15 Minuten ins Reich der Träume begleitet.
Mit diesen neuen Regeln schlafe ich regelmäßiger 7–8 Stunden. Was sich dann positiv auf meinen Alltag auswirkt.
Natürlich gelingt mir nicht immer alles nach Plan und mit Rückschlägen muss man umgehen können, trotzdem fühlt es sich gut an diesen Weg zu gehen. Ich stelle fest, ich bin selbstbewusster zu wissen, dass ich viele Aspekte meines Lebens gut im Griff habe, auch wenn es nicht immer einfach ist. So macht es mir Spaß diesen Weg zu gehen und neue Möglichkeiten zu finden meine Lebensqualität zu verbessern.
Es ist manchmal gar nicht so einfach. Man sitzt zu oft am Bildschirm, spielt ständig mit dem Handy und merkt gar nicht, wieviel Zeit es im Leben einnimmt. Aber nicht nur das, es schadet auch den Augen. Immer mehr benötigen zeitiger Sehhilfen oder lassen sich die Augen lasern. Die Tipps dazu sind da eigentlich sehr gut umzusetzen. Der Tipp mit dem Kühlschrank ist auch spitze.
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