Dieser hatte mir gut getan und ich konnte mich von den Strapazen des Vortages gut erholen. So war ich also wieder unterwegs, fuhr gerade den Berg hinunter und legte mich derbe auf die Fresse.
Was ist passiert? Ein Auto hatte mich überholt und musste nach diesem Manöver bremsen, denn es fuhr auf einen Lastwagen auf. Da ich nun aber auch zu viel Geschwindigkeit hatte, tat ich es ihm gleich. Was ich unterschätzt hatte, war der dünne braune Matsch auf der Strasse, welcher sich wie Seife zwischen meinen Rädern und dem Asphalt verhielt. So vergingen nur wenige Sekunden und meine Räder blockierten komplett und ohne mein Einverständnis verabschiedete sich das Rad unter mir. Mit sicher noch 30 Stundenkilometer prallte ich auf den Asphalt auf. Im Nachhinein betrachtet, hatte ich wohl ziemlich Glück, an der linken Seite blutete mein Elenbogen und das Knie und auf der rechten Seite meine Hand. Ich bin mit den flachen Händen aufgeschlagen und habe mich nicht an den Fingern verletzt. Auch hatte die Sauce auf Strasse wohl verhindert, das ich nicht wie auf einer Käseraffel aufgerieben wurde. Denn meine linke Hand blieb unversehrt. Ebenfalls hatte ich mein Handy in der rechten Hosentasche, welches keinen Schaden davon trug und meine Gitarre ist auch rechts verschont geblieben. Mit einem Tag abstand, kann ich bereits sagen das mich die Schrammen an der linken Seite nicht wirklich gross behindern. Das einzige Problem welches ich habe ist die rechet Hand. Der Handballen ist normalerweise die Zone wo das Gewicht des Oberkörpers auf den Lenker gebracht wird. Da ich das nun nicht mehr machen kann, muss ich diese Gewichtsabgabe zwischen Daumen und Zeigefinger tätigen, nicht ganz praktisch, aber auch positiv der Schmerz ist schon bisschen zurück gegangen und in wenigen Tagen werde ich die Hand wohl wieder mehr oder weniger normal benutzen können. Da kommt sicherlich auch die paar Tage Ruhe in Kunming mir zu gute.
Nachdem ich mich vom ersten Schock und Aufprallschmerz gefasst hatte, sammelte ich mein Rad von der Strasse auf und die Gegenstände welche sich in meiner Lenkertasche befanden, denn diese hatte sich im Sturz geöffnet. So sass ich nun neben der Strasse und untersuchte meinen Körper nach Schäden und fand die eben genannten drei blutigen Stellen. Natürlich waren sie voller Dreck und mussten zuerst mal gewaschen werden. Da kam mir ein kleines Bächlein neben der Strasse zu gute, wo ich den gröbsten Dreck abwaschen konnte. Gut desinfizieren Pflaster drauf und etwas Verband, man will schliess nach einem Krieger aussehen Und die Sache war fürs erste erledigt.Nachdem das Rad gerichtet war fuhr ich dann etwas bedächtlicher den Rest der Berges hinunter. Und was sehe ich da? Dort vorne am Strassenrand? Sind das etwa…..
Und was es war erfährst du im nächsten Blog.
Spässchen, ich traf auf Daniel und Thea ein Pärchen aus Schweden und Norwegen. Die beiden waren mit dem Rad unterwegs. Eine schöne Überraschung, wiedermal gleichgesinnte zu treffen. Nach kurzem Quatschen lud ich mich ein sie zu begleiten, denn schliesslich fuhren wir in die selbe Richtung.
Der Tag verstrich ohne weitere Vorfälle und am Abend entschieden wir uns ein Feuer zu entfachen und darauf Brot zu backen. Dies mache ich gerne, wenn ich neue Leute treffe, denn Feuer ist immer eine gute Sache. Und selbst Brot zu backen eine willkommene Abwechslung, zum Alltagsessen.
Am nächsten Tag standen einige Höhenmeter vor uns, doch wir wollten uns nun den Bauwahn der Chinesen zu nutzen machen. Denn wir kamen gerade am neu eröffneten Teil der Autobahn vorbei, über diese zu Fahren würde uns einige Zeit und Höhenmeter sparen. Auch war es bis auf die Tunnels auch deutlich angenehmer zu Fahren. Denn im Normalfall hatten wir unseren Pannenstreifen. Und da die Strasse noch nicht komplett geöffnet war, gab es Grundsätzlich wenig Verkehr, was die ganze Sache sehr angenehm und effizient machte. So fuhren wir also um die 40 Kilometer auf dieser, bis wir von der Polizei gestoppt wurden, oder zumindest dazu Aufgefordert. Nur wollten sie uns einen Kilometer vor unserer Ausfahrt stoppen, auf eine Diskussion kurz vor Schluss hatten wir nun wirklich keine Lust mehr. So riefen wir ihnen zu, das wir rausfahren würden dort. Natürlich verstanden sie uns nicht, aber ich glaube unsere Gesten waren schon genug deutlich. Auch musst du es zuerst mal schaffen ein 120 Kilogramm Geschoss zu stoppen.
So konnten wir einer Diskussion entgehen, eventuell haben wir uns noch bisschen Lustig über sie gemacht. Kinder ich bin kein Vorbild, macht euch nie über Polizei lustig!
Am nächsten Tag war wieder einige Höhenmeter angesagt. Über 1000 mussten wir steigen, nur sind diese 1000 relativ gesehen, denn die vielen zwischen Steigungen und Abfahrten sind darin nicht eingerechnet. So entschlossen wir uns nochmals die Autobahn zu nehmen, denn diese würde nicht so weit steigen und es wird keine unnötigen Abfahrten geben. Wir haben geraten wie lange es gehen würde bis die Polizei wieder bei uns sein würde. 4, 10 und 25 Kilometer waren geboten. Und tatsächlich nach einem 6800 Meter langem Tunnel, nach ungefähr 10 Kilometer, wurden wir von zwei Polizeiwagen angehalten. Genauer gesagt wurden wir sogar noch im Tunnel gestoppt, in der letzten Einbuchtung vor dem Ausgang. Was mal wieder überhaupt keinen Sinn machte, nach einer Ersten Diskussion liesen sie uns den Tunnel verlassen, um die Verhandlungen draussen weiter zu führen.
Dieses mal haben sie gelernt, von Anfang an hatten sie die Englisch-Lehrerin der Stadt mitgebracht um als Übersetzerin zu fungieren. Es waren nämlich die gleichen Polizisten vom Tag zu vor. Kleiner Funfact, wir wurden bereits von zwei anderen Polizeiautos überholt, welches aber nicht für Nötig hielten uns zu stoppen. Unsere Argumentation war natürlich schon vorbereitet:
– Auf den kleinen Strassen fühlen wir uns nicht sicher, denn die Lastwagen fahren wie sie wollen.
– Hupen und Gaffen, welches uns zusätzlich gefährdete.
– Mein Sturz konnte ich ideal in einen Geschichte einspinnen, von gaffenden Autofahrer, welche mich ausbremsen wollten.
– Auf der Autobahn haben wir unsere eigene Spur.
– Wir gaben sogar zu das die Tunnels nicht ganz ohne waren, denn dort gab es keine Notspur, aber wir trugen alle Leuchtwesten um die Sicherheit zu erhöhen. Auch wenn nicht alle Autofahrer ihr Licht anmachten, sogar die Polizei nicht.
– Wir gehen nur auf die Autobahn für unsere eigene Sicherheit und an unserer Sicherheit seien doch auch sie, also Polizisten interessiert?
Argumentation Polizei:
– Es ist gefährlich und verboten.
Einige Minuten Diskussion später einigten wir uns darauf, dass wir 40 Kilometer zur Passhöhe gefahren werden. Als wir die Polizisten davon abhalten konnten drei Reiseräder in ein Fahrzeug zu quetschen, was an schieren Wahnsinn grenzt, wurden wir tatsächlich an unsere gewünschte Stelle gefahren. Ich schenkte der Übersetzerin eine Blume und winkend verabschiedeten wir uns. Die Stimmung der Polizisten war unterschiedlich, der Chef war recht angepisst, die Unterstellten nahmen es locker. Mir wurde während der Fahrt sogar eine Zigarette angeboten.
Man merke sich:
Wer in China ein Taxi braucht, geht auf die Autobahn drauf.
Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege, sie würden weiter Richtung Vietnam fahren und ich über Kunming nach Laos. Vielleicht werden wir uns wieder sehen, irgendwo dort Unten.
Die letzten 100 Kilometer nach Kunming verliefen Ereignislos, bisschen an Lastwagen gehangen über die Autobahn bin ich gefühlt sehr schnell in der Stadt angekommen. Ein gutes Gefühl, denn wieder einmal ist eine Etappe geschaft und es würden einige Tage Ruhe auf mich warten.
In der Stadt wurde ich mal wieder von einem rechtsabbiegenden Auto, fast über den Haufen gefahren. Diesmal platze mir der Kragen und ich nahm die Verfolgung auf. An der der nächsten Kreuzung gestellt, stellte ich mein Rad vor die Karre und begann, in diesem Fall die Dame aufs derbste zusammen zu scheissen, wie sie sich denn im Strassenverkehr verhält und ob sie denn überhaupt keine Rücksicht auf Schwächere nehme. Das es in diesem Fall eine Frau war, ist reiner Zufall, wahrscheinlich sind es mehr Männer welchen keinen Fick auf Regeln geben. Aber sie musst nun meinen Zorn auf diese vielen Deppen in diesem Land stellvertretend für Alle ernten. Wahrscheinlich hatte sie überhaupt keinen Plan, was sie falsch gemacht hatte, denn sie hatte mir ja auch nicht Beachtung geschenkt als sie mich fast angefahren hatte. Nun ja, mein Zorn musste nun raus. Eventuell kickte ich mit dem Fuss, als ich meine Hasstirade beendet hatte und sie fahren lies noch ihr Auto. Das ist ihm Nachhinein betrachtet unnötig, aber im Moment hatte ich mich wirklich nicht mehr im Griff. Endergebnis dieser Aktion, eine Frau die gar keinen Plan hatte was nun los war, dutzende starrende Chinesen welche mein Gebrüll natürlich gehört hatten und ein Micha welcher vor Wut zitterte.Wirklich Stolz darauf bin ich nicht, aber es war Balsam für meine Seele.
Nun würde ich ein paar Nächte in Kunming bleiben und danach die letzten 800 Kilometer nach Laos fahren. Noch 14 Tage reicht mein China Visa und ich freue mich dieses Land zu verlassen.
Bis zum nächsten Mal.
Ps.
Den Blog so aufzuteilen war nicht meine Absicht, WordPress kommt aber nicht mit so grossen Datenmengen klar.
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Wusstest du, dass man in China ein einzelnes Stück Toast kaufen kann?