Chengdu (China) – Kunming (China)
Tag 260 – 285
Kilometer 11887 – 12856
Deutlich entspannter als noch in Peking bin ich morgens gegen 09:00 Uhr in Chengdu mit dem Zug eingefahren. Der fast doppelte Preis von 60 Dollar für das Liegebett, im Vergleich von 30 für einen Stuhl, hat sich deutlich gelohnt. Zwar habe ich nicht viel geschlafen in der Nacht, trotzdem konnte ich die Zeit sehr geniessen, für das ich ja immer noch unterwegs war.
Dieses Mal habe ich mir ein anderes Gameboy Color Game vorbereitet: „Zelda Links Awakening“ von 1993. Auch ein Klassiker meiner Jungend. Ich habe aber von einigen Jahren die „Kassette“ verloren und konnte es darum nicht mehr spielen, obwohl ich dies gern getan hätte. Heute mit unseren technischen Möglichkeiten ist die Nostalgie nur wenige Klicks entfernt.
Schnell war ein Hostel gefunden und ich plante zwei Nächte zu bleiben. Denn in diesen Tagen wollte ich mein Rad und das Gepäck mal wieder in Schuss bringen, damit ich die nächste längere Etappe Richtung Kunming und Laos problemlos überstehen würde.
Gerade angekommen traf ich auf ein britisches Pärchen, welches ich schon in Kirgistan am Arsch der Welt auf einer Kiesstrasse getroffen hatte. Sie waren dazumal mit einem Jeep unterwegs und fuhren in die andere Richtung. Die Überraschung war gross und wir tauschten uns, bei einem gemeinsamen Mittagessen, über unsere Erlebnisse aus. Sie mussten aber danach gleich weiter, gaben mir aber noch einen Typ für meine Route welche ich nehmen konnte.
Die Route war geplant das Gepäck bereit und es konnte eigentlich losgehen, wenn da nicht diese Nachricht auf meinem Handy erschienen wäre.
Lesley, eine Chinesin, welche mein Profil auf Couchsurfing gesehen hatte, wollte mich für ein paar Tage hosten. Wieso eigentlich nicht, hab ja nicht Stress und mein einziger Plan war in 40 Tage die 2000 Kilometer an die Grenze zu Laos zu fahren.
Aus einer Nacht wurde schlussendlich drei, denn wir hatten viel zu tun. Ich durfte sie in die Tanzszene von Chengdu einführen. Und sie lernte mir Joga, wir hatten sogar eine gemeinsame Jogastunde. Lustig wenn sich Lesley und die Lehrerin gemütlich wie ein Buch zusammenklappen und ich nicht mal annähernd die gleiche Pose hinbekomme. Naja, war aber auch meine erste Joga Stunde. Ich habe sicher noch Potenzial.
Wusstet ihr das Chinesen gut in Pingpong sind? Ist doch klar oder? Wenn nicht vielleicht sogar die Besten? Ich wurde von ihr zu einer Partie aufgefordert. Nach hartem Kampfe stand es 1 zu 1. Leider hatten wir keine Zeit mehr das Entscheidende Match auszufechten, trotzdem würde ich aber sagen das dies ein klarer Sieg für mich gewesen ist, schliesslich sollte sie ja viel besser sein. 😉
Wenn man nach Chengdu geht, muss man Pandas sehen. So zumindest sagen es dir alle mit welchen du über dieses Thema sprichst. Und so sah ich mich schon fast gezwungen, diesen Punkt abzuhaken. Gegen süsse Pandas kann ja auch nichts dagegen sprechen. Chengdu hat die grösste Panda-Brutstätte der Welt und leistet damit einen wichtigen Beitrag um das Überleben dieser Tierart zu sichern. Denn der Panda würde ohne Hilfe des Menschen aussterben, da seine Lebensräume mittlerweile zu klein sind und er sich nicht mehr natürlich fortpflanzen kann. Ein Menschen gemachtes Problem muss von Menschen ausgebessert werden. Dieses Panda Reservoir gleicht einem riesigen Zoo, wo man Pandas verschiedener Rassen und Grössen sehen kann. Stolze 55 Yuan kostet der Eintritt (ca. 8 Dollar) was jetzt nicht unbedingt nach viel klingt, aber verglichen mit den Lebenskosten schlussendlich dann schon. Ich bekomme ein gutes Essen für 20 Yuan. Die Metro kostet mich 5 Yuan pro Fahrt. Und die meisten Hostels liegen zwischen 40-70 Yuan. China verlangt grundsätzlich ziemlich viel für seine Touristischen Attraktionen, darüber schreibe ich später noch. Ich weiss nicht recht was ich erwartet habe, ich fand die Szenerie traurig, die Pandas zu sehen und ein paar dutzend Menschen welche versuchen das beste Foto oder Film von diesem Geschöpf zu bekommen. Panda bewegt sich von A nach B, ein „Ohh“ der Masse und alle Stürmen zu B für den besten Shot. Je kleiner der Panda, desto grösser die Aufregung. Wir sind halt auch nur Tiere. Erst als ich vor der Wichtigkeit dieser Anlage erfahren hatte, war meine Stimmung etwas aufgehellt. Dieses Projekt finanziert sich ja schliesslich auch nicht von alleine. Nur muss man immer aufpassen wem man glauben schenkt, natürlich sagt das Reservoir über sich selbst eine wichtige Arbeit zu leisten und das oberste Ziel sei die Pandas in die Freiheit zu entlassen. Was ich aber auch gehört habe ist, dass von hier alle Zoos weltweit mit Pandas versorgt werden und es nicht nur darum geht die Freiheit zu erreichen. Die Tiere werden zu entsprechenden Zeit aber wieder zurück geflogen um zu Brüten. Was eine riesen Aufregung für die Pandas bedeutet. Wäre es vielleicht nicht einfach besser die Tiere aussterben zu lassen, als sie für reine Tourismuszwecke auszuschlachten? Schwierig zu sagen was nun genau stimmt und was das Richtige wäre.
In China ist es relativ einfach mit Zug und Metro zu reisen, sobald man aber auf Busse umsteigen muss, wird es schwieriger. Denn dies ist zumindest für mich ein Ticket ins ungewisse, denn da gibt es keine Karten, oder zusammenhängende Strecken, sondern nur eine Nummer. Deswegen vermeide ich diese Art der Transportation wenn möglich immer. Diesmal gab es nur die Möglichkeit 5 Kilometer zu laufen ein Taxi zu nehme, welches mit den 4 fachen Preis als mit dem ÖV kosten würde. Denn ich bin Tourist und schliesslich dumm und reich. So zumindest die Logik der Taxifahrer. So stand ich vor einem Bus und versuchte herauszufinden wohin dieser fuhr, als ich von Joy einer Chinesin angesprochen wurde, ob ich denn Hilfe benötigen würde. Dies nahm ich dankend an, denn ohne sie hätte ich wohl nicht mal das Ticket bezahlen können, denn es sah nicht so aus als würden die hier Bargeld nehmen. Wir setzten uns nebeneinander hin und begannen zu Plaudern. Sie war auch am Reisen, denn sie würde in der Nähe von Chengdu eine freiwilligen Arbeit beginnen. Da sie auch keinen Plan für den Abend hatte und nur wusste das sie Morgen um 06:30 einen Bus nehmen musste, beschlossen wir den Tag zusammen ausklingen zu lassen. Unser erklärtes Ziel war auf einen möglichst hohen Wolkenkratzer zu gelangen um dort Bilder von der Stadt zu machen, denn wir beide waren an Fotographie interessiert. Da wir aber nicht für die offiziellen Aussichtstürme bezahlen wollten (40 Yuan oder mehr) versuchen wir unser Glück in Bürogebäude und Hotels. Ein Grauzonenspaziergang. Es war gar nicht so einfach in die Fahrstühle zu gelangen, meistens stand Security vor den Eingängen und diese wollten uns auf Nachfragen auch nicht reinlassen. Einmal Standen wir in einem Fahrstuhl mit 39 Stockwerken, siegesgewiss drückte ich auf den Knopf, um danach festzustellen das wir die Zimmerkarten benötigten um so hoch zu kommen. So endeten wir in einer erhöhten Hotel Lounge im 15 Stock. Nicht schlecht, hätte aber besser sein können.
Nach dieser angenehmen Zeit in Chengdu hiess es aber wieder Abschied nehmen, denn wenn ich alles fahren wollen würde, müsste ich nun doch mal aufbrechen ohne einen unnötigen Zeitdruck zu haben. Und Zeitdruck ist das letzte was ich will, denn für mich ist es nicht das Ziel anzukommen sondern unterwegs zu sein und spontan auf alle Umstände reagieren zu können. Denn wenn mein Ziel die nächste Stadt währe, würde ich einen Zug oder Flieger nehmen und in kürzester Zeit dort sein. Und Rad fahren unter Zeitdruck macht auch wirklich keinen Spass.
Ich konnte Lesley überreden mich nach Leshan, eine Stadt um die 150 Kilometer entfernt, zu begleiten. Denn sie war sehr angetan meiner Reise und ich freute mich auf eine Begleitung für einige Tage. Auf dem Weg trafen wir noch Elen, welche ich in Urumqi kennen gelernt hatte, sie war eine grosse Einstieghilfe in das Chinesische Leben und hat mir unter anderem meine Chinesische Simkarte organisiert.
Lesley hatte mir schon gesagt, dass ihr Fahrrad nicht in einem guten Zustandsei und das sie Zweifel hätte, ob sie denn mit mir mithalten könne und ob ihr Equipment genügen würde. Ich dachte mir, wie schlimm könne das den schon sein, nur habe ich ihr Fahrrad nie näher betrachtet. Als wir an einer ersten kleinen Steigung ankamen und ich sie förmlich stehen liess, ohne grossartig Gas zu geben, betrachtete ich ihr Gefährt etwas genauer. Nun fiel mir das erste mal auf, das sie überhaupt nicht mehr Schalten konnte und sobald sie zu fest in die Pedale drückte, sprang die Kette einige Zähne weiter, was einen Schlag auf Diese verursachte. Eine kleine Katastrophe auf Rädern. Wahrscheinlich hätte ich sie nicht mitgenommen wenn ich von diesem Zustand gewusst hätte. Nun waren wir aber schon 20 Kilometer weit gekommen und die hohen Häuser wichen grüner Natur. Es würde sicher nicht mehr weit gehen und wir würden ein geeigneten Schlafplatz finden. Ich kenne Jemand der hat in mitten von Peking draussen übernachtet, wie schwer würde es hier schon werden. Tatsächlich fanden wir einen abgelegenen Platz neben einigen Feldern der Bauern.
In einem kleinen Waldstück quartierten wir uns ein. Joga, Feuer, Kochen und Musik standen auf unserem abendlichen To-Do List. Es ist praktisch jemand dabei zu haben wer die Lokale Sprache beherrscht, denn am morgen wurden wir vom Bauern entdeckt, welcher uns dann Süsskartoffeln brachte. Wir haben uns nun entschieden, dass Lesley wieder zurück fahren würde, da es offensichtlich keinen Sinn macht, denn so würden wir nicht voran kommen. Nach einiger Zeit fanden wir sogar ein Auto welches sie mitnehmen wollte. Es war aber schon voll bepackt mit einem alten Schrank und der Fahrer entschloss sich das Fahrrad auf sein Dach zu packen. Nur war da aber kein Gepäckträger oder ähnliches, direkt auf den Lack. Aua! Er befestigte das Rad mit einem Seil aus einem auseinandergeschnittenen Kissen. Hauptsache es hält. Die Beiden sind dann auch heil zu Hause angekommen.
Feuer!
Nun galt es auch für mich weiter zu ziehen. Wieder alleine, um die fünf Wochen war ich nicht mehr unterwegs gewesen. Es würde ein paar Tage dauern, bis ich mich wieder daran gewöhnt hatte unterwegs zu sein. Meine Seele war nicht wirklich begeistert davon, war das statische Leben doch so angenehm gewesen. Und nun muss ich wieder die täglichen Strapazen des Vagabunden aufnehmen? Auch sind die Strassen hier anders als noch in Kirgistan und co. Immer Leute, immer viel Fahrzeuge, es ist schwierig hier zu relaxen. Was den Einstieg sicherlich noch erschwert hatte.
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