Korgas (China) – Urumqi (China)
Tag 211 – 228
Kilometer 10570 – 11593
Kennt ihr GTA 5 etc? Das sind Spiele wo man meistens die Bösewichte in einer fiktiven Welt spielen darf. Welche dann natürlich von der Polizei gesucht werden für ihre Verbrechen, welche sie getan haben. Jenach Handlung haben sie 1-5 Sterne welche den polizeilichen Aufwand, sie zu fassen, in verschiedenen Stufen einteil. Aber 1-2 Sterne liegen immer drin. Schliesslich sind sie ja Verbecher. Und so habe auch ich mich gefühlt in den ersten drei Wochen in China, immer auf der Flucht von irgendwelchen Polizeibeamten, welche das Gefühl hatten sie müssten mir helfen, mehr dazu ausführlich später in diesem Blog.
Nun bin ich wohl endlich in China angekommen. Ein Land wo ich schon einiges darüber gehört hatte und ich auch nicht mehr wusste, was mich erwarten würde. Und auch sind alle Erlebnisberichte immer subjektiv und einen Meinung hat man erst, wenn man wirklich dort gewesen war. Also bleibt wohl keine andre Wahl als sich selbst ins Ungewisse zu stürzen.
Mir wurde das erste mal bewusst das ich nun auf Chinesischem Territorium bin, als plötzlich alle Gesichter an der Grenzkontrolle sich änderten. Und plötzlich eine neue Sprache gesprochen wurde und ich nichts mehr verstand. Nicht das es mir grossartig anders ergangen währe mit Russisch, aber dort konnte waren mir wenigsten einige wichtige Worte bekannt.
Die ersten Kilometer nach der Grenzkontrolle sind ziemlich kahl. Grosse Strassen ohne Leben, ich war schon ein bisschen enttäuscht, denn in meiner Fantasie hatte es hier anders auszusehen. Dazu regnete es und der Himmel war wolkenverhangen. Bisschen tristes Bild für ein neues Land. Dies änderte sich dann aber, als ich in die Stadt gelangte. Bunt, grosse Schriftzeichen und überall blinkt irgendetwas.
Blinken tuen hier vor allem Blau und Rote Lichter. Welche zu den unzähligen Polizeiautos, Stationen und Checkpoints gehören. Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass es sich zumindest so anfühlt, bei jeder Kreuzung eine Polizeistation zu sehen. Egal in welche Richtung man schaut, kann in der zumindest in der Ferne diese Farben ausmachen. Dazu kommen die vielen Patrouillen welche die Strassen in dreier Gruppen ablaufen, oder auch an verschiedenen Punkten herum zu stehen.
Pass auf!
Was nicht blinkt, aber anscheinend auch der Sicherheit dienen soll, sind die tausenden Kameras. Tausende! In der Stadt ist jede Kreuzung mit vier Kameras in jeder Richtung ausgestattet. Manchmal wenn vier Kameras nicht reichen gibt es sogar mehr. Sogar Gehwege für Fussgänger werden gefilmt, auch in Parks findet man Kameras. Teilweise fahre ich alle eins bis zwei Minuten an Kameras vorbei. Wirklich ganz abartig. Auch auf den Strassen ausserhalb der Städte sind regelmässig Kameras zu sehen. Sogar bei Kreuzungen welche auf Kieswege führen. Hier gilt wohl die Regel: Sobald hier mehr als einen Kuh durchläuft muss es überwacht werden. Einige Kameras sind sogar auf Strassen gerichtet, welche offensichtlich Hauseinfahrten sind. Da gibt es meiner Meinung nicht viel schlaues zu sehen.
Dieses Kamerasystem ist so dicht angelegt, dass es wohl möglich sein sollte ohne Probleme die Position jeder Personen in diesem Land auf wenige Meter genau zu bestimmen. Ich könnte mir sogar vorstellen das dies auch getan wird, denn zum Beispiel vor jeder grossen Stadt gibt es einen Checkpoint. Wo jeder durch muss um in die Stadt zu kommen. Dort habe ich gesehen, dass die Kameras mit Gesichtserkennung ausgestattet sind. Jede Person wurde beim Eintritt auf einem Monitor dargestellt. Die Beamten müssten wohl nur noch auf das entsprechende Bild klicken und schon würde dies mit der Datenbank abgeglichen werden.
An dieser kleinen Kreuzung im Nirgendwo sind insgesamt acht Kameras installiert. Der Typ welcher China dieses System verkauft hatte muss nun stinkreich sein.
Mir war schon klar das die Polizei hier recht spitz auf Touristen ist und das es nicht immer einfach werden würde, meinen Willen durchzusetzen. Wie anstrengend es wirklich werden würde, konnte ich mir in der ersten Nacht noch nicht ausmalen. Denn diese verbrachte ich ruhig in einer Baumplantage neben der Strasse. Nur am morgen wurde ich von zwei neugierigen Bauern entdeckt, welche mir noch etwas zu essen brachten und meine Wasserflaschen wieder auffüllten. Die letzten 50 Kilometer nach Yining waren auch noch entspannt. Nur ein Polizeiwagen verirrte sich für einige Zeit hinter mich, aber als ich sie fragend ansah verzogen er sich wieder.
Wenn man sich einer grösseren Stadt nähert, gibt es nur die Möglichkeit durch den städtischen Checkpoint zu gehen. Für Einheimische heisst das dann kleine Fahrzeugkontrolle und mit ihrer ID Karte sich in einem System mit Gesichtserkennung zu registrieren. Dies dauert meistens nur wenige Sekunden. Als Tourist wirst du zu einem Schalter begleitet, wo dein Pass eingetragen wird. So wie ich das gesehen habe, meistens von Hand in einen A4 grossen Ordner. Kein Plan was da so lange dauert, aber dieser Arbeitsschritt kann manchmal schon 15-20 Minuten dauern. Teilweise werde ich sogar gefragt, was denn mein Name sein, oder welches die Passnummer sei. Obwohl ich den Pass schon längst abgegeben habe. Neben dieser Registrierungsprozedur, werden mir meistens noch irgendwelche Fragen gestellt. Wo ich hinwill, wo schlafe ich, ob ich alleine bin usw. Dies möglichst effizient beantwortet verstreicht die Zeit. Bis dann irgendein neuer Dude die Station betritt, der wohl meistens wichtiger ist, als der erste Befrager. Und anstatt die Infos von seinem Kollegen zu holen, lässt es sich dieser dann nicht nehmen alles kompliziert nochmals von dir zu erfahren. Daran habe ich aber grundsätzlich kein Interesse. Es wird dann darauf hingewiesen, das Kollege XY schon alle Infos hat und es nicht nötig ist, nochmals alles neu zu fragen. Die Zeit verstreicht weiter, du hast den Anwesenden auch schon erklärt das du keine Hilfe brauchst, das du nicht weisst wo du schlafen wirst, das du keine Eskorte willst und auch keine Beförderung an dein Ziel. Vielleicht bekommst du dann mal den Pass zurück und verpuffst schneller aus der Station, als Wasser auf einer heissen Herdplatte. Denn je länger man in einer solchen Station bleibt, desto mehr Ideen bekommen die Beamten was sie mit dir machen wollen und was sie dich fragen könnten. Wir wollen ja nicht unnötige Angriffsfläche bieten. Es kann schon mal vorkommen das Schlussendlich über 10 Beamten an deiner Person interessiert sind.
Machst du Fotos? Mache ich das auch.
In Yining angekommen, fand ich ein wirklich schönes Hostel und genoss es ganze 6 Nächte mal nicht unterwegs zu sein. Ich lernte einige Leute kennen und hatte eine gute Zeit. Dort habe ich einige nette Leute kennengelernt. Unter anderem Elen eine Chinensin aus Chengdu, welche mir in den Nächsten Tagen noch einige Male helfen würde.
Koreaner welcher ich in Jining kennen gelernt habe.
Gemütlich im Park spazieren?
Ah du magst es auch nicht Fotografiert zu werden?
Ich werde nun grundsätzlich negativ über die Begegnungen mit der Polizei berichten, will aber mindestens einmal erwähnen, dass die Herren und Damen meistens sehr freundlich sind und wohl nur ihre Arbeit machen, welche sie erledigen müssen. Den Fakt das sie aber nur Vorschriften zu meiner Person haben, welche meine Freiheit beeinflussen und das es einfach viel zu viel Polizei gibt, lässt mich aber meistens eher Negativ gestimmt in solchen Situationen handeln.
Story #1 Die angespannte Dame:
Wieder mal in einer Station, mich dem üblichen Check unterwerfend, schon die meisten Fragen beantwortet, warte ich darauf um weiter zu fahren. Mittlerweile habe ich übrigens ein Chinesisches Sprachmemo welches in 30 Sekunden erklärt, wer ich bin und was ich mache. Dies hilft sehr viel, alle diese immer wiederkehrenden Fragen gleich von Anfang an zu klären. Auch habe ich mir es angewöhnt bei einer stationären Kontrolle, immer als erstes mein Handy und Co. einzustecken, denn das Warten soll doch auch gewinnbringend für mich sein. Mehr Akku ist immer gut. Jedenfalls war ich gerade hier so am chillen, als eine angespannte Frau den Raum betrat. Sie dachte wohl das ich hier zum Spass rumhänge, denn was würde man lieber tun? Ohne Hallo zu sagen, lies sie mich wissen, dass ich hier nicht bleiben kann und ich müsse die Stadt verlassen. Sie hatte so ein kleines Übersetzerhandy, welches nur für diesen Zweck gebaut wurde. Sind richtig geile Dinger, hätte auch gerne so eins. Ich schaute sie an und sagte ihr amüsiert, dass dies genau meinem Plan entspricht. Sie wollte mein Pass haben, dieser müsse kontrolliert werden. Ich wies sie darauf hin, dass dies seit ca. 20 Minuten passiert und ich nicht hier sitzen würde es keinen Grund geben. Sie war offensichtlich nicht informiert was vor sich gieng. Dafür aber extra angespannt. Sie sagte das sie mich begleiten werden zur Hauptstrasse. Ich lehnte ab, für dieses Unterfangen würde keine Hilfe benötigt werden. Sie bestand aber darauf. Den Pass zurück bekommen fuhr ich los und verabschiedete mich von dem kleinen Fanclub der Beamten, welcher sich um meine Person in den letzten Minuten gebildet hat. Auch die Frau verliess den Posten mit ihren Auto. Es gab zwei Wege zur Hauptstrasse, einen schneller bisschen komplizierten durchs Dorf und einen längeren einfacheren. Die Dame nahm den kürzeren, ich kurz darauf den längeren. Ein paar Minuten später klebte doch tatsächlich wieder der Streifenwagen an meinem Arsch. Ich hielt an schaute die Dame fragend an und gab ihr zu verstehen, dass sie gehen sollte. Sie zückte wieder ihr Übersetzergerät um mir zu sagen das sie mich begleiten würden. Auf die gleiche Diskussion hatte ich aber keine Lust und entschied mich ein Spiel zu spielen. Ich stellte mein Fahrrad hin und begann einen Apfel zu essen. Der Streifenwagen stand mit Pannenblinker neben mit am Strassenrand und machte keine Anzeichen weiterzufahren. Nun mein Spiel war noch nicht zu ende. Schmunzelnd packte ich meine Gitarre aus und begann an ein Mauer gelehnt bisschen meine Übungen durch zurattern. Hatte eh schon länger nicht mehr gespielt, war also eine gute Sache dies mal wieder zu tun. Weiterhin überlegte ich mir einfach in die andere Richtung davon zu fahren. Wenn schon Zeit verschwenden dann richtig. Dazu kam es aber nicht, denn der Dame wurde es wohl zu dumm und sie fuhr davon. Und auch ich war wenige Minuten wieder im Sattel um meine Reise ohne Begleitung fortzusetzen. Ich habe sie dann nicht mehr gesehen. Schon bisschen schade, da wär sicherlich was möglich gewesen, zwischen uns hat es glaube ich gefunkt.
Story #2 Die zwei naiven Typen:
Zwei nette junge Herren hatten mich angehalten und wiedermal gefragt wo ich den hinwill. Meine Antwort ist immer eine Grossstadt um die 500 Kilometer entfernt, was auch stimmt, in den nächsten par Wochen. Ohne meine Zustimmung boten sie sich an, mich zu eskortieren. Leider passieren mich solche Geschichten immer dann, wenn ich eigentlich schon langsam einen Platz zum schlafen suchen wollten. Und die Polizei würde es sicher nicht ohne grosse Diskussionen zulassen, dass ich im freie übernachte. Soll angeblich auch verboten sein. Die Hauptargumentationen sind auch immer zu meiner eigenen Sicherheit. Die Kälte, der Regen und die wilden Tiere…. Bla Bla Bla. Ich bin seit über 200 Tagen unterwegs und bis jetzt hat mich nichts davon umgebracht. Naja ich stimme dann zu das sie mich eskortieren können. Nur werde ich dann vom gerade ausfahrenden effizienten Fahrradfahrer zu einem eventuell bisschen verwirrten Menschen.
Effiziente Taktik um Polizei möglichst schnell loszuwerden: Schritttempo Fahren, dann müssen sie dich überholen denn sie wollen ja nicht die ganze Strasse unnötig blockieren. Wenn sie gerade noch in deinem Sichtfeld sind, kehrst du um und fährst in die andere Richtung. Kann auch kombiniert werden mit in irgendwelchen Seitenstrassen zu fahren. Dies kann beliebig lang wiederholt werden, jenachdem wie schnell man die Beamten den los werden will.
Die beiden blieben aber hartnäckig und immer noch freundlich. Und wir unseren Weg auf eine kleiner Strasse lenkten, welche uns zu Stauseen bringen würde, wo ich eigentlich auch vorgehabt hatte zu übernachten, wusste ich das diese Taktik nun nicht mehr funktionieren würde. Ich war auch bereit, wenn sie nicht locker lassen würden die ganze Nacht durchzufahren, immer davon ausgehend, dass sie irgendeinmal aufgeben würden. Ich bin mir ziemlich sicher das dieser Tag noch kommen wird, wo dies passieren wird. Glaube auch nicht das man mich daran hindern kann, denn wenn ich nicht schlafe brauche ich auch kein Hotel? Und man kann mich ja nicht zwingen das ich schlafe? Jedenfalls liesen mir die beiden immer zwischen 1-2 Minuten Abstand, so fühlte ich mich doch gar nicht mehr verfolgt. Auf dem Weg hinauf sah ich dann eine kleine alte Strasse, welche schon zum grössten Teil zu gewuchert war. Ich ergriff die Chance und schob mein Fahrrad so schnell wie möglich diese hoch, so das man uns (Fahrrad und ich) nicht mehr von der Strasse sehen konnten. Nun war warten angesagt, würden die Zwei diese Strasse als Möglichkeit in Betracht ziehen um sich zu verstecken oder nicht? Sie fuhren doch tatsächlich vorbei und ich war endlich entkommen, auch fand ich in dieser Strasse einen mehr oder weniger optimalen Platz um die Nacht zu verbringen. In meiner Fantasie fahren die Beiden immer noch die Strasse entlang, auf der Suche nach einem unglaublich schnellen Fahrradfahrer. Sie tuen mich fast ein bisschen leid, aber ja es war halt auch ein Fehler sich mit mir anzulegen. 😛
Story #3 Wie lange willst du das durchziehen?
Am nächsten Tag wieder unterwegs, lies die nächst Geschichte nicht lange auf sich warten. Zwei Polizisten hatten sich mal wieder trotz meiner Gegenwehr es zur Aufgabe gemacht, mich vor was auch immer zu beschützen. Denn schliesslich sei es gefährlich hier. An erneutem Begleitschutz hatte ich nun wirklich kein Interesse mehr und entschloss dreister zu werden. Meine Geschwindigkeit auf Schritttempo reduzierend, wartete ich darauf, bis ich überholt wurde. Kurz bevor sie dann aus meinem Sichtfeld verschwanden, kehrte ich 180 Grad um. So mussten sie auch umdrehen, denn ich war aus ihrem Blickfeld verschwunden und die letzte Info war das ich gerade umgekehrt bin. Dies habe ich dann einige Male wiederholt, die beiden Herren waren offensichtlich nicht erfreut an meinem Kooperationsverhalten. Dies war mir aber so ziemlich egal, denn ich würde mich auf solche dumme Spiele nicht einlassen.
Denn ein zentraler Punkt meiner Reise ist die Freiheit, welche ich in drei Punkte unterteilen kann.
1. Ich fahre hin wo ich will.
2. Ich übernachte wo ich will.
3. Ich Esse und Trinke was ich will.
Diese drei Fragen stelle ich mir jeden Tag erneut und Niemand wird mir bei meinen Entscheiden widersprechen. Ein sehr schönes Gefühl. Nun hat sich aber die Chinesische Polizei die Aufgabe gemacht 2/3 davon hart zu beeinträchtigen. Ihr könnt euch vorstellen das es mich mächtig nervt nicht mehr essen zu können was ich will. 😉
Deswegen verhalte ich mich auch so äusserst anstrengend. Denn je schneller die Leute begreifen, das mit mir nicht gut Kirschen essen sein würde, lassen sie mich vielleicht auch schneller in Ruhe.
Auch hier verschwand die Polizei nach einiger Zeit und ich war im Triumph bestätigt, dass dies die richtige Taktik sei um mit dem Problem klar zu kommen. Mittlerweile war es auch schon wieder Schlafplatzsuchenszeit. Und das Risiko nochmals Polizei anzutreffen war mir zu gross, so fand sich schnell ein Feld in den Hügel neben der Strasse. Nur ein paar Kinder hatten mich gesehen, ich fühlte mich aber ziemlich sicher und bereitet mich auf eine ruhige Nacht vor. (Sicher in diesem Kontext heisst nur, dass die Chance von Polizei aufgespürt zu werden wohl klein sein würde. Ich fühle mich bis auf wenige Ausnahmen immer Sicher bei der Schlafplatzwahl.)
Schon fast das Zelt aufgeschlagen, verpuffte diese Sicherheit ziemlich schnell als doch tatsächlich ein weisser Wagen den kleinen Feldweg hochfuhr. Die Polizisten von vorher waren wieder da, sie hatten das Auto gewechselt und sind mir wohl weiterhin gefolgt ohne das ich es bemerkt hatte. Ich war mässig begeistert, denn eine ruhige Nacht würde mir wohl nun nicht mehr gewährt werden. Sie beharrten darauf das ich hier nicht sein würde, denn die Wiese gehörte schliesslich einem Bauern, unmöglich das ich hier schlafen könnte. Ich entschied mich das dies wohl nun die Nacht sein würde wo ich nicht schlafen werde. Sie liessen meinen Wunsch dass ich zuerst noch kochen wollte bevor wir weiter gehen gewähren.
Lustige Jungs, sie wollen mich nicht hier schlafen lassen, aber das ich nun gemütlich eine Stunde in der Dämmerung koche war kein Problem. So machte ich mich auf Kartoffeln mit Gemüse zu kochen und dies dann auch anschliessend zu essen.
Mittlerweile hatten die Polizisten in weiser Voraussicht eine junge Dame organisiert, welche sogar fliessend Englisch sprechen konnte. Sie erklärte mir die üblichen Einwände, Gefährlich bla bla bla. Ich kommentierte das meiste mit einem Lachen und Geschichten welche die Wahrscheinlichkeit einer Wolfrudelattacke ins unwahrscheinliche trieb. Ebenfalls machte ich ihr klar, dass wenn sie mir nicht diesen Schlafplatz gewähren, Niemand von uns diese Nacht schlafen würde. Denn in ein Hotel würden sie mich nur mit Gewalt bringen. Und sie mussten mich ja schliesslich beschützen und folgen. Die Zeit verstrich und die Herren kamen zum Schluss, dass wenn ich ihre Verantwortung aberkenne, was sie aus meiner Sicht sowieso nie hatte, würden sie mich ihn ruhe lassen. Ich stimmte ein und verabschiedete mich mit den Worten: „Wenn ich sterbe ist es nicht euer Problem.“ So durfte ich nun tatsächlich hier bleiben. Auch der Bauer hatte sich nicht daran gestört, auch wenn die Polizisten einen andere Meinung hatten.
So flossen die Stunden einer ruhigen Nacht an mir vorbei, wie eine süsse Honigmilch in ein Mund eines Kindes. Bis dann die Harmonie der Natur mit einem knurrenden Motor und lautem Hupen um 07:00 Morgens unterbrochen wurde. Ich konnte mir vorstellen was da vor sich geht, hatte aber keine Eile meine akustischen Befürchtungen mit der Visuellen Kontrolle abzugleichen. Eine Stunde später, nachdem mich der Motor welcher ohne Unterbruch am laufen war, doch zu fest genervt hatte, lies ich mich draussen Blicken. Und welch Überraschung meine Polizistenfreunde waren wieder da um mich zu beschützen.
Sie waren freundlich gestimmt und boten mir ein Morgenessen an, welches 10 Kilometer in Fahrtrichtung zu finden sein würde. Auch am hellsten Tage wollten sie mich nicht alleine Fahren lassen. Nun konnte es mir aber egal sein, denn ich wollte Distanz machen und nicht ein Schlafplatz finden. Gegen Nachmittag, nach ca. 50 Kilometer und einer Wachtablösung liessen sie mich dann endlich in Ruhe. Die Zeit verflog und ich hatte einen ruhigen Schlafplatz im Wald gefunden.
Fuck the System!
Schichtwechsel.
Story #4 Ah du willst schlafen?
In eben diesem besagten Wald hatte ich mein Zelt aufgeschlagen und war nach einem gediegenen Nachtessen auch Eingeschlafen. Leider nur wenige Stunden. Denn um Mitternacht halten mehrere Stimmen durch den Wald und die Lichter von Taschenlampen zerschnitten die Dunkelheit. Ich krabbelte aus meinem Zelt und sah mich umringt von sicher 5 Polizisten. Ich war überrascht, denn es hatten mich nur 1-2 Menschen gesehen als ich in den Wald abgetaucht bin. Welche mich wohl tatsächlich bei der Polizei verpetzt hatten. Lange Geschichte kurz erzählt. Sie fuhren mich in ein Hotel, nachdem sie mir versprochen hatten den Preis für die Übernachtung zu bezahlen. Dieses Angebot war dann zu gut um es Auszuschlagen, wieder mal eine Dusche und alle meine Geräte auf 100% laden. Und noch 40 Kilometer Chauffeurservice weiter nach Osten. Als ich dann endlich um 02:00 ins Zimmer durfte, denn die Leute im Hotel waren bisschen überfordert mit diesem nächtlichen touristischen Besuch. bekam ich dann meine erwartete Dusche und machte es mir gemütlich für die kurze Nacht.
Story #5 Du darfst da nicht lang das ist eine militärische Sperrzone.
Lass uns noch bisschen über Aussagen von verschiedenen Polizisten philosophieren und wie sie zu deuten sind. Nehmt dafür bitte euer Mond und Planeten gesteuertes Kartenset hervor und legt eine vorhersagende Hand. Ah der Jupiter im Norden, zeigt eine starke……… Ok mal im ernst.
Aussagen von Polizisten kann man nicht ernst nehmen, sie sind Grundsätzlich mit seinem eigenen Verstand zu überprüfen. Es gibt zwei Routen nach Urumqi, zur Einfachheit nennen wir sie Route A und B. Nach einigen Tagen traf ich die ersten Polizisten, welche mir sagen das ich auf Route A nicht mehr weiterfahren könnte und sofort auf B ausweichen müsse. Denn auf A gab es angeblich Schnee. Das kann schon Stimmen, denn A würde über 3000 Meter hoch gehen. Aber zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns auf 1200 Meter und noch lange kein Schnee in Sicht. Der würde erst in 200 Kilometer, wenn überhaut kommen. Und da würde es noch mindestens zwei Möglichkeiten geben auf B zu wechseln. Die Aussage das ich sofort wechseln müsste ist also schon mal Grundsätzlich falsch. So kann man diese Anweisung getrost ignorieren. Gut.
Doch die Aussagen das A wirklich zu sein würde häuften sich und ich wollte nicht über 100 Kilometer für nichts fahren, so entschloss ich mich auf B zu wechseln. Ich dachte B wäre eine grosse Hauptstrasse worauf ich keine Lust hatte. Deswegen wollte ich auf A bleiben. Stellte sich zum Glück heraus das beide Strassen etwa gleich gross waren. So fuhr ich auf B weiter und gelangte an einen Checkpoint, welcher mich versicherte das B nach Urumqi offen sei und ich diese nehmen durfte. Gut.
50 Kilometer nach der letzten Kreuzung zur Route A auf B unterwegs, stoppen mich Polizisten. Ich darf nicht auf B fahren das geht nicht. Wieso? Schnee, gefährlich blaaaaaaaaa. Die Info das der Checkpoint 50 Kilometer zuvor mir versichert hat, dass ich B fahren durfte ignorierten sie. Sie wollten mich zurück auf A schicken, wo ich aber von über vier unterschiedlichen Polizisten die Info hatte, das diese Strasse zu sei. Ich wurde wütend und laut, ich hatte genug. Täglich irgendwelcher neuen Bullshit zuhören, was ich kann darf und sollte. Ich war mir mittlerweile zu 100% sicher das B befahrbar war. Wieso fragt ihr euch? Gute Frage! Vieleicht lag es daran das sich hier pro Stunde dutzende Lastwagenden den Berg hoch und runter kämpften. Und jetzt kommt mir irgendein hergelaufener möchtegern Besserwisser und labert mich zu mit nonsense Aussagen. Leck mich! Und zwar hart. Als er mich aber körperlich daran hinderte zu gehen wusste ich nun musste ich aufpassen, denn das könnte sonst ausarten. Mithilfe von Elen, einer Bekannter aus Yining wurde die Situation erneut über Telefon ausdiskutiert. Und nach über 20 Minuten verzog sich dieser Lappen doch tatsächlich. Die Chance wieder alleine zu sein, lies ich mir nicht zweimal geben. So schnell wie möglich verschwand ich von der Strasse und suchte mir einen hoffentlich sicheren Schlafplatz.
Ich suche übrigens keine Schlafplätze mehr sondern Verstecke.
Am nächsten Tag lies der nächste Mobile Checkpoint nicht lange auf sich warten. Ein junger unfreundlicher Mann wies mich darauf hin das ich B nicht befahren durfte. Eine Handbewegung, irgendwelche abschätzigen Worte auf Chinesisch waren für ihn wohl genug um die Situation zu regeln. Hier würde nicht viel zu holen sein mit einem gleichen abschätzigen Verhalten. Und nach einiger Zeit nahm sich doch noch Jemand die Mühe mir zu erklären warum ich denn nicht hier nicht durch durfte. Es sei ein militärisches Sperrgebiet und Touristen seien nicht erlaubt. Dies war der erste Dude, in 7 Tagen, welcher mir mal vernünftige Fakten geliefert hatte. Selbst wenn ich sie ihm nicht glauben würde. Denn wieso hätte mich der Checkpoint dann durchgelassen, die wussten ja genau das die Strasse nach Urumqi durch dieses Sperrgebiet verlaufen würde.
Meine alternativen Möglichkeiten waren auch nicht gerade rosig. Ich könnte 100 Kilometer zurückfahren und versuchen ein Flugzeug nach Urumqi zu nehmen. Oder 300 Kilometer nach Yining zurück und dort den Zug nehmen. Was auch immer ich wählen würde, mittlerweile wusste ich das ich diese Provinz einfach nur noch verlassen wollte. Und wenn ich eines glernt hatte in den letzten Tagen ist das folgendes:
Nur weil dir ein Polizist sagt das etwas verboten ist, heisst das noch lange nicht das du es nicht machen darfst. Hartnäckigkeit wird immer belohnt. Der Checkpoint war mittlerweile weg und ich hätte auch einfach weiter fahren können. Dies war mir aber zu heikel, denn ich musste noch 1200 Höhenmeter überwinden und da würden sicherlich noch Kameras auf dem Weg sein. Und hier gibt es nichtsoviele Touristen auf einem Fahrrad. Ich könnte in der Nacht fahren, was aber sicherlich auch nicht die lustigste Idee war, auch wird es mittlerweile schon um 0 Grad oder weniger. Die beste Möglichkeit wäre wohl zu Autostöpeln, auch wenn ich noch nicht wusste wie Chinesen im Grundsatz zu solchen Ideen stehen, wäre es sicher einen Versuch wert.
Nur leider fahren hier meistens nur vollbeladene LKWs welche nur schwirig Platz hatten für Fahrräder. Auch wenn man einer angehalten hatte, musste ich feststellen das mein Google Übersetzer auf Chinesisch den grossten Quatsch verzapft. Es war also fast keine Kommunikation möglich. Doch dann fand ich einen leeren Abschlepper, welcher sich bereit erklärte mich mitzunehmen. Fahrrad hinten auf die offene Ladefläche gepackt und los ging es. Es fühlte sich an wie ein Glücksspiel. 1,2 oder 3 ob du richtig stehst, siehst du wenn das Licht angeht. Denn ich war mir nicht sicher ob er mich jetzt 10 oder 200 Kilometer mitnehmen würde. Es stellte sich dann herraus, das es tatsächlich die 200 Kilometer wurden. Welches ich aber auch grundsätzlich vermutet hatte, denn hier gab es nur eine Strasse und nichts links und rechts.
Plötzlich staute es und ich wurde nervös. In meinem Kopf spielte sich die Szenerie ab schon wieder in eine Polizeikontrolle zu gelangen und dann ziemlich dumm dazustehen. Denn offensichtlich hatte ich gerade klare Anweisungen ignoriert. Mir wurde sogar gedroht, dass ich verhaftet werden würde. Oh Schreck, ein Wagen war von der Strasse abgekommen, aber nichts schlimmes. Einiges Problematischer für mich, war das die gleichen Polizisten von vorhin an der Unfallstelle waren um den Sachverhalt aufzunehmen. Sonnenbrille runter, Halstuch hoch und möglichst unauffällig sein. Und den Fakt ignorieren, dass das Fahrrad auf einer offenen Ladefläche gut einsehbar war. Und wir gerade im Schritttemp an den Beamten vorbei fuhren.
Diese Situation war mir richtig unwohl, was würde passieren wenn sie uns stoppten. Und oh Wunder, es passierte nichts. Niemand bemerkte mich und mein Fahrrad. Und wir fuhren weiter den Berghinauf. Meine Blicke zurück, ob uns die Polizisten eventuell verfolgen würden, nahmen über die Zeit ständig ab und ich beruhigte mich wieder. Ich hielt es für nicht angebracht meinem Fahrer zu erklären, was da gerade passiert ist. Und das er mir gerade half eine Straftat zu begehen.
Die letzten 300 Kilometer nach Urumqi waren dann auch relativ entspannt. Wie bereits erwähnt, war meine Motivation hier noch gross Zeit zu verbringen mittlerweile auf ein minimum gesunken. Und mit Hilfe von einigen Mitfahrgelegenheiten konnte ich die Strecke schnell hinter mich bringen.
In Urumqi hatte ich dann endlich wieder mal einige Tage zum etspannen, welche ich sehr genossen hatte. Nur leider gibt es in dieser Stadt nicht wirklich schöne Hostels wodurch ich dann auch nicht länger als nötig hier bleiben wollte.
Babysachen und Französicher Wein.
Schaumal wer da ist. Wir haben und seit Split (Kroatien) unzählige Male getroffen, dies würde nun aber das letze Mal sein.
Feuerwerk auf Gebäuden. Den fehlenden Sound gab es aus vielen Anlagen dazu.
Noch eine kleine lustige Geschichte von Urumqi. Mir sind zwei junge Herren in einem modischen Kaffee begegnet, welche nachdem wir ins Gespräch gekommen sind, mich eigeladen haben, in einer Baar einen kleinen Gig zu haben. So machten wir uns auf dieser Bar einen Besuch abzustatten. War ganz interessant, ist aber schon ein ganz anderes Gefühl seine Stimme um ein X Faches verstärkt in einer Baar zu hören. Verliert bisschen den Charm des Unplugged musizieren, zumindest für mich, den Leuten hat es aber gefallen und auch für mich war das eine Gelegenheit etwas neues auszuprobieren.
Was sich auch deutlich verändert hat sind die Menschen um mich herum. Seit der Türkei sind die meisten Begegnungen auf der Strasse mit freundlich gesinnten Menschen, welche winken oder mir etwas zurufen. Nun in China, werde ich nur noch emotionslos angestarrt. Leute versuchen mehr oder weniger heimlich Videos und Fotos zu machen. Sie haben aber auch überhaupt keine Scheue mich unnötig lang anzusehen, ich werde wohl als eine seltene Lebensform wargenommen. Erst wenn ich zurückstarre realisieren sie, dass es eventuell Unangenehm sein könnte. Aber sie meinen es auch nicht Böse, es ist einfach ihre Kultur. Eine neue Art der Aufmerksamkeit, an welche ich mich noch gewöhnen muss.
Mein Plan war es nun einen Zug nach Peking zunehmen, denn dort soll es nicht so schlimm sein was Geschichten mit der Polizei angeht. Und auch hatte ich mir ein Tanzfestival herausgesucht, welches ich besuchen wollte. Mal schauen ob mir Peking als Stadt gefallen wird…
Ich hatte das nötige Werkzeug dabei um ihnen zu Helfen.
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