Wie wäre es mit einer kleinen Pause?

Osh (Kirgistan) – Almaty (Kasachstan) – Osh (Kirgistan)

Tag 180 – 196

Kilometer 9’442

Mittlerweile kündigte sich mein erstes grösseres technisches Problem an. Bis jetzt hatte ich nur Probleme damit Wartungsarbeiten an meinem Fahrrad durchzuführen. Kette und Bremspadwechsel sind sicherlich keine grosse Tätigkeiten, müssen aber zuerst auch mal gelernt sein. Und da ich überhaupt keine Erfahrung damit hatte, bevor ich losfuhr, gab es doch einige Schwierigkeiten diese Tätigkeiten zu erledigen. Zumindest bei den ersten Malen.

Eines Morgens habe ich mich Erstaunen festgestellt, dass ich Risse in meiner Hinterradfelge hatte. Leide nicht nur Einen, sondern über 10 feine Risse von den Speichen ausgehend, gedeiten hier fröhlich von sich her. Die Strassen Tadjikistans hatten meiner Felge wohl deutlich zugesetzt und es würde nur noch eine Frage der Zeit sein bis Diese brechen würde. Ist ja kein Problem, oder? Schnell beim Bikeshop deines Vertrauens vorbeigeschaut und die Felge auswechseln lassen? Nur wirst du diesen Shop hier leider nicht finden. Ein kompletter Radwechsel war auch keine Lösung, denn mein Getriebe befand sich darin. So war die einzige Lösung eine neue Felge zu finden und diese einspeichen zu lassen. Schwierige Sache, dies von Hand zu machen, weshalb auch viele Fahrradläden die Räder voreingespannt geliefert bekommen. Denn wird diese Arbeit nicht sauber erledigt, erhöt sich die Chance auf Speichenbrüche und Ersatzspeichen habe ich nicht zuviele dabei.

So entschloss ich mein Fahrrad in Osh zurückzulassen und mit dem Hinterrad und einer taschenvoll Gepäck mich auf den Weg nach Almaty zu machen.

Almaty ist die ehemalige Hauptstadt von Kasachstan und geniesst den Ruf eine sehr europäische Stadt zu sein. Auch war es mal interessant eine andere Art des Reisen auzuprobieren und die Unterschiede zu vergleichen. Auch hatte ich mich entschieden eine Systemkamera zu kaufen, da ich festgestellt habe, dass mir Fotographie doch mehr Spass als vermutet macht und ich dafür mehr Zeit investieren wollte. Und die Aussicht wieder mal gut zu Essen nach mehreren Wochen Pamir waren sicherlich auch ein guter Grund.

Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, will ich das so schnell wie möglich umsetzen, auch wenn es nicht umbedingt die Sinnvollste Entscheidung gewesen wäre. Ich hätte mich auch auf den Weg nach Almaty gemacht, wenn ich nur die Kamera kaufen wollte und noch einige andere Kleinigkeiten. Mit diesen Felgenrissen hatte ich nun sogar noch einen anständigen Grund zu gehen, denn das Risiko einen totalen Bruch irgendwo im Nirgendwo zu haben, wollte ich nicht eingehen.

Die einfachste Art in diesen Ländern zu Reisen sind Share Taxis. Das können normale Autos sein, oder kleine Busse. In jeder grösseren Stadt gibt es Busbanhöfe, wo sich diese Autos versammeln. Es gibt keinen Fahrplan, die Reise beginnt sobald das Taxi voll ist. Dies kann wenige Minuten gehen oder mehrere Stunden, jenachdem wie viel Glück man hat. Von Osh nach Almaty direkt zu fahren ist nicht möglich, es muss einen Zwischenstop in Bishkek gemacht werden. Denn die Strecke Osh – Bishkek dauert zwischen 12 – 15 Stunden, jenachdem wie verrückt dein Fahrer sein wird. In meinem Fall um 11:00 Uhr losgefahren und 00:30 in Bishkek angekommen. 13.5 Stunden eine gute Fahrt, welche aber nicht ohne ist. Unbequem, eng und heiss. Dieser Tag ist anstrengender als 80 Kilometer mit dem Rad zu fahren. Ich wusste nicht das mein Körper zu soviel Schweiss in der Lage sein kann, ohne irgendetwas zu tun. Auch habe ich sobald ich ein Fahrzeug betrete, sofort das Gefühl aufs WC zu müssen. (Schmunzel) Flugzeugreisen ist angenehmer als dieses Zeug. Nur gut das ich mittlerweile die Relation zur Zeit ein bisschen verloren habe. So sind zwar 13 Stunden immernoch lang, aber gehen trotzdem einigermassen schnell vorbei. Noch in der Schweiz gelebt, war die Strecke Bern – Zürich (eine Stunde) eine ewige Reise für mich.

Von Bishkek gibt es dann wieder einen Busbanhof, wo die Taxis dich nach Almaty bringen. Auf den Rat das um 07:00 die beste Chance sei ein Taxi zu erwischen, stand ich zu dieser frühen Stunde an der entsprechenden Stelle. Um danach 5.5 Stunden zu warten, denn niemand wollte nach Almaty fahren an diesem Morgen. Also die Taxis schon, aber keine Fahrgäste. Ich hätte zwar ein Taxi einfach selbst komplett bezahlen können, dass wollte ich aber nicht. Wäre auch viermal so teuer gewesen und nicht wirklich der Sinn der Sache. Und da die Taxis mit der gleichen Destination nicht immer nebenenander steht, kann es auch sein das am anderen Ende ein Fahrzeug wartet, welches nur noch einen Fahrgast gebraucht hätte. Aber du wartest bei einem, wo du noch alleine bist. So muss man auf sein Glück vertrauen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu stehen. Die Chauffeure sind natürlich keine Hilfe, jeder will dich haben das du bei ihm wartest. Auf die Frage wann sie dann Losfahren würden, hiess es meisten in 60 Minuten. Aber auf das Nachfragen, ob sie dann auch fahren würden wenn das Taxi nicht voll sei, hiess es natürlich nein. Also würde es sicherlich nicht nur 60 Minuten gehen. So lohnt es sich wie ein nervöser Tiger auf und ab zu streichen und die Situation zu beobachten. Dabei sollte man die Taxifahrer ignorien, welche sich offensichtlich gekränkt fühlen wenn man sich vom Auto entfernt und dir nachrufen, was du denn genau machst. Ahja diese Gespräche sind natürlich immer über Googletranslater und Handgesten geführt. Englisch ist hier keine gängige Sprache mehr. Schlussendlich fand sich dann eine Kasachstanische Familie welche mit mir fuhr. Ich hätte also auch ausschlafen können und um 12:00 dort zu erscheinen, dann hätte es nur 30 Minuten gedauert, rückblickend ist man immer schlauer.

Die Zeit konnte ich mir mit Gitarren üben und kleinen einfachen Gesprächen, mit einigen Kasachischen Soldaten überbrücken. Auch war ich nicht sonderlich gestresst, denn Plan war es nur nach Almaty zu gelangen und eventuell schon die Kamera abzuholen. Als wir dann endlich losfuhren war die Reise auch schon wieder vorbei, denn die nur 5 Stunden waren im Vergleich zu der letzten Tortour ganz angenehm.

Mein Bruder meinte, dass ich doch erwähnen sollte, diese Reise mit nur einer Unterhose angetreten zu haben. Ich sehe zwar nicht genau wo hier das Problem sein sollte eine Unterhose für ca. 7 Tage zu haben, aber anscheinend macht man das nicht so? Er hat wohl nicht von der Wende- und Drehtechnik gehört. Damit hat man ja dann bis zu vier Seiten. Spass beiseite 😉 Ich wollte sowieso meine Unterhosenlager um 1/3 aufstocken und habe mir dann in Almaty meine drite besorgt.

Die Zeit in Almaty kann ich ziemlich schnell zusammen fassen. Essen, Schlafen, viele kleine Dinge erledigen und einfach mal die Zeit geniessen nicht auf ein Fahrrad aufzupassen zu müssen. Eine Werkstatt für den Felgenwechsel habe ich zum Glück ohne grosse Schwierigkeit gefunden. Nun hatte ich mir auch die Kamera gekauft, damit ich mich mehr mit diesem Thema auseinandersetzen kann. Durch die vielen verschiedenen Möglichkeiten an irgendwelchen Einstellungen zu drehen, bekommen die Bilder etwas kreatives, welches durch ein Handyphoto nicht erreicht werden kann. Ihr werdet nun mehr kreative Bilder sehen, hoffe ich zumindest. 🙂 Die ersten Versuche haben mir auch wirklich viel Freude bereitet. Hier seht ihr das Ergebnis.

Almaty hat ein tolles Bussystem. Mit einem App kann man zwischen zwei Punkten die beste Busverbindung herraussuchen. Und in jeder Situation gibt es eine direkte Verbindung von A nach B ohne grosse Laufstrecken. Eine Fahrt kostet 150 Tenge, egal wie lange man fährt, was umgrechnet um die 40 Rappen sind. Die Strecken waren verlässlich und meistens musste man nicht allzulange warten bis der richtige Bus an der Station auftauchte.

Zwei Umstände welche mich, an das Schweizerische Bussystem gewöhnt, überrascht hatten. Einige Busse fahren mit offenen Türen los, die Chauffeure nehmen nicht so viel Rücksicht darauf, ob alle Passagiere bereits Zeit gefunden hatten sich im Bus einen Platz zu finden. Auch halten viele Busse für irgendwelche zu spät Kommende nochmals kurz an. Sehr nett.

Ich wusste schon beim ersten Mal, dass ich 150 Tenge bezahlen musste für eine Fahrt. Habe aber fälschlicher Weise kein Ticket bekommen und deswegen Angenommen, Solche würden deswegen auch nicht existieren. Und deshalb würde es auch keine Möglichkeit geben zu kontrollieren, ob ich denn die Fahrt bezahlt habe. Ich bin schon klever, dachte ich mir und beschloss ab nun an Schwarz zu fahren. Dieser Plan funktionierte für solange, bis plötzlich in gelb gekleidete Kontrolleure vor mir standen. Meine Lüge das ich bezhalt hätte, aber kein Ticket bekommen habe, war schnell entlarft. Denn 99% der Leute bezahlen die Fahrt mit Magnetkarten. Die Kontrolleure waren aufgebracht und wollten mich nach vorne zum Fahrer zitieren. Denn der Chauffeur konnte sich nicht an micht erinnern. Dieser stand dann auch nach einigen Minuten neben mir. Sein „Good Morning“ klang sehr anklagend, er war offensichtlich in seiner Ehre verletzt. Ich beharrte weiterhin aber auf meine Unschuld. Bis schliesslich ein junger Mann vor mir den Kontrolleuren die geschuldeten 150 Tenge überreichte. Er hatte mir zuvor schon geholfen meinen Standpunkt zu vertreten. Es wurde mir ein Ticket gerreicht und die Situation beruhigte sich. Ich bedankte mich bei dem jungen Mann, welcher einige Stationen später ausstieg. Schwarzfahren ist wohl doch nicht so einfach hier, einmal bin ich nun noch glimpflich davon gekommen. Bis zu meiner Endstation wurde ich übrigens noch zwei Mal von neunen Teams kontrolliert.

Was mir in Kasachstan und Kirgistan extrem auffält, ist dass die Kinder alle Schluniformen tragen. Und zwar nicht irgendetwas Einfaches, sondern hochwertige Anzüge. Selbst in kleinen Dörfern, wo die Häuser nicht gerade aussehen als würde hier zu viel Geld vorhanden sein, sehe ich hochwertige Anzüge. Ich verstehe nicht wirklich die Notwendigkeit einem neun jährigen Buben einen Anzug zum Tragen zu geben, denn schliesslich wird er in kurzer Zeit aus diesem herauswachsen und es wir ein Neuer benötigt. Anscheinend scheint die Präsentation der Famile und ihr „Wohlhaben“ durch einen guten Anzug für den Sohn eine wichtige Rolle zu spielen. Leider habe ich bis jetzt kein Bild davon machen können, denn die paar Jugen welche ich gefragt habe, wollten sich nicht ablichten lassen. Und für unauffällige Bilder habe ich noch nicht das richtige Equipment.

Einkaufen macht ja wie wir wissen hungrig und Almaty ist eine hervorragende Stadt um dieses Bedürfnis zu stillen. Zum Beispiel im Indischen Restaurant nebenan, wo man für 6 Dollar All you can eat, sich bedienen kann. In ebem diesem Restaurant kam ich mit einem um die 40 Jahre alten Manager ins Gespräch, welcher sich sehr für meine Geschichte interessierte. Nach einem Mittagigen Gespräch über den Stellenwert der Arbeit im Leben und was den der richtige Weg sein könnte, verabschiedeten wir uns herzlich. Im Herrausgehen gab er mir noch bescheid, dass mein Essen schon bezahlt sein. Ein sehr netter Herr.

Durch Zufall, wie so meistens, habe ich eine Gruppe junger Männer im Bus kennengelernt, welche mir von einem Gaminghaus erzählten. Wieder mal zocken wäre doch eine gute Idee und entschied mich sehr spontan, mit ihnen mitzugehen. Natürlich konnte ich dort auch meine neue Kamera austesten.

Almaty tut mir zwar meiner Seele sehr gut was Essen und die Orginisation der Stadt anbelangt. Ich konnte mich hier richtig Zuhause fühlen, die Stadt ist verständlich aufgebaut. Trotzdem fühle ich mich hier nicht wirklich wohl, ich bin mir seit langem gewöhnt das meine Existens reicht um in Gespräche mit Einheimischen zu kommen, hier werde ich aber regelrecht ignoriert. Niemand interessiert sich für mich, jeder schwebt in seinen eigenen Gedanken an mir vorbei. Nicht das es schlecht ist, aber es fühlt sich halt irgendwie schon an, als würde ich nicht mehr existieren. Mit gemischen Gefühlen habe ich diese Stadt wieder verlassen.

Die Rückreise nach Bishkek und Osh hatte ich ohne grosse Schwierigkeiten hinter mich gebracht. Müde und Glücklich kam ich um 01:00 im TES Hostel in Osh an, wissend das meine fahrradlose Zeit nun bald vorbei sein würde und es weiter gehen kann. Auch freute ich mich umsomehr, nach über einer Woche mal wieder in meinem Zelt zu schlafen. Den Fakt das mein Schlafplatz direkt neben einem Stall war und ich regelmässig von einem Hahn geweck wurde und die Nacht nicht wirklich erholsam war, ignorieren wir mal. Schön wieder Zuhause zu sein.

Auf der Fahrt von Bishkek nach Osh, hatte ich einen jungen Kirgisen kennengelernt und ich habe im von meiner Idee erzählt, dass ich gerne einen eigenen Tanzabend organisierne würde, denn eine Tanzszene gibt es hier leider nicht. So würde es doch lustig sein etwas Kleines selber zu veranstalten. Er war interessiert und versicherte mir, mit der Raumsuche zu helfen, wenn ich den Jemanden finden würde um einen Crashkurs zusammen zu organisieren. So wurde am darauffolgenden Tag jede Person im Hostel auf potenziele Tanzfähigkeit überprüft, leider ohne Erfolg und so war ich schon kurz davor meine Sachen zu packen und mich wieder auf den Weg zu machen. Ein Mann aus Zürich gab mir aber noch bescheid, dass es diese Nacht stark regnen würde und ich mir es überlegen sollte ob ich wirklich schon los will.

Diese Aussage: „Es regnet heute Nacht, eventuell wäre es Sinnvoll noch eine Tag zu bleiben.“ Würde schon bald meine nächste Tage auf den Kopf stellen oder vieleicht später sogar mein ganzes Leben. 😉

Nun aber alles schön der Reie nach. Auf den Rat meienes Schweizer Kolegen, entschied ich mich noch eine Nacht zu bleiben. Wir sassen gemütlich beieinander und musizierten zusammen. Denn er hatte auf mein drängen seine Geige aus dem Auto geholt und auf meine Blues Musik mit eingestummen. Ziemlich schnell entstand eine verblüffende Sinergie mit Gitarre, Geige und Gesang.

Eine Dame in meinem Alter gesellte sich zu uns und auf meine Aussage „Das sie so aussieht wie sie singen könne“ vorderte ich sie auf, aus unserem Duo ein Trio zu machen. Ich bin gerne was dies anbelangt ein bisschen provokant, denn mit netten Fragen kommt man nicht immer so weit. Man muss die Leute ja schon mal aus der Reserve locken. Sie setze sich dazu und wir musizierten fröhlich vor uns her.

Nach einer Weile, die Instrumente weggelegt, in Gespräche des Kennenlernen vertieft stellte sich heraus das Ricarda über eine Tänzerische Ader verfügt und da ich ja immernoch auf der Suche war für eine Crashkuspartnerin, würden wir diese wohl unter Probe stellen müssen. Gesagt getan und zwar erfolgreich! Auch war sie sofort von der Idee überzeugt einen Tanzabend zu organisieren. Der Plan war viefolgt: Morgen einen Raum finden, denn der Kirgise hatte sich nicht mehr gemolden, so müsste man dies wohl selber in die Hand nehmen. Danach einen Flyer gestalten und Drucken. Und schlussendlich nur noch Werbung machen in der Stadt um möglichst viele Leute zu erreichen.

Durch einen Tipp der Hostel-Angestellte wurden wir auf einen Mehrzweckraum aufmerksam. Welcher sich auf Stundenbasis mieten lassen würde. Und schon über eine gute Musikanlage verfügte. Erstaunlich schnell hatten wir aus mehr oder weniger eigener Kraft, den perfekten Ort gefunden. Und die 14 Dollar für 4 Stunden Miete waren ein tolles Angebot. Wir konnten die Managerin davon überzeugen uns einen billigeren Preis zu geben, denn schliesslich würden wir den ganzen Abend auch gratis machen.

So musste nur noch einen Flyer gestaltet werden und da dies ja nicht mein erster selbstorganiserter Tanzabend war, konnte der „BrüggäBlues“ Flyer prima umdesignt werden zur „Swing Dance Night“. Wir durften sogar diesen anschliessend im Hostel drucken. Bewaffnet mit hunderten Flyer machen wir uns auf, die Strassen Oshs unsicher zu machen und die Lokals von unsere Ideee zu überzeugen. Die funktionierte zumindest Gefühlt ziemlich gut, nun müsste sich nur noch zeigen, ob die Leute auch wirklich kommen würden. Ebenfalls auf Instagram hatten wir Werbung gemacht und die Flyer an einigen sinnvollen Stellen an die Wände geklebt. Die Vorbereitung war nun abgeschlossen, nun blieb uns nur noch übrig zu hoffen, dass die Leute auch kommen würden.

Die Nervosität stieg zumindest bei mir einige Stunden vor dem Event deutlich an, ich kannte diese Gefühle, würden genügen Leute kommen? Haben wir das ganze überhaupt im Griff? Denn wir beide hatten noch keine Crashkurse im Lindyhop gegeben. Und Ricarda tanzt erst seit zwei Tagen Lindyhop. Naja würde schon gut kommen. Zumindest anders als in der Schweiz war hier mein finanzielles Risiko ein X-faches geringer. Genauer gesagt ein 100 faches kleiner.

Wir machten uns auf zum Veranstalltungsort. Den Höhenpunkt meiner Anspannung erreicht, musste sich Ricarda wohl einige etwas unfreundliche Aussagen meinerseits gefallen lassen. Die Stimmung war angespannt. Nach einem Eintanzen zusammen verflog die Nervosität zum Glück und wir warteten gespannt drauf, wieviele Leute sich denn nun wirklich einfinden würden.

Ungefähr acht Menschen versammelten sich um uns und als wir sicher waren, dass wohl nicht mehr Leute kommen würden, begannen wir mit einer kleinen Demo, was wir heute unseren Gästen beibringen wollten. Staunende und freudige erwatungsvolle Gesichter schauten uns an.

Die ganze Aktion war ein kleines Chaos, nicht nur fanden wir zwei heraus, dass wir total unterschiedliche Vorstellungen hatten wie denn so ein Crashkurs geführt werden sollte. Auch hatten wir die Schwierigkeit, dass wohl nur etwa drei Personen von A – Z dabei waren. Die Gruppe schwankte zwischen 6 bis 14 Leuten. Den ersten Schritt erklärt musste Jemand gehen und ein neuer Gast kam dazu, welcher natürlich auf den gleichen Stand gebracht werden musste. Eine junge Dame gieng plötzlich nach Hause, ein älterer Herr musste sich um seine Schüler einen Stock weiter oben kümmern, kam aber manchmal für ein paar Minuten wieder zurück. Als wir dann die Leute augeteilt hatten zwischen Leader und Follower wechselten diese teilweise auch noch ohne unser Zutun hin und her. Dadurch passten Gruppengrössen natürlich nicht mehr zusammen. Eine Frau hatte ihr Baby dabei, welches sie aber nie länger als für ein paar Minuten ohne zu schreien mitmachen liess. Wenn wir erklärt hatten, dass wir etwas vorzeigen wollten und alle uns zuschauen sollten, liess natürlich keiner seine Füsse still. Achja und da war ja noch, dass wir die ganze Sache auf Russisch übersetzen lassen mussten, denn nicht jeder verstand hier Englisch.

Anstrengende 1.5 Stunden giengen zwar schnell vorbei, lies Ricarda und mich etwas unbefriedigend zurück. Denn es hatte sich für uns angefühlt, als hätten wir gegeneinander gearbeitet. Ich hatte mehr oder weniger klare Vorstellungen wie ich die Sache durchziehen wollte und sie merkte während des Crashkurses, dass sie doch gerne mitbestimmen würde, wie denn nun das Ganze ablaufen sollte. Wer mich kennt, weiss das ich mir nicht gerne reinreden lasse wenn, ich mir eine Idee in den Kopf gesetzt habe. Bisschen unglücklich die ganze Situation, denn wir wollten uns beide auch nicht wirklich Fehler eingestehen. Auf nachfragen an zwei Teilnehmer fanden wir aber heraus, dass diese Unstimmigkeiten zwischen uns nicht aufgefallen waren und die Leute grosse Freude an der ganzen Sache hatte.

Nun war alles schon vorbei. Nach 90 Minuten waren unsere Teilnehmer so erschöpft, dass wir die Sache beendeten. Nicht mal Ansatzweise hatten wir unsere Ideen den Teilnehmer beibringen. Gross mehr als der Grundschritt war nicht möglich gewesen. Mich würde ja interessieren wie sich en eingespieltes Teacherpärchen unter solchen Umständne geschlagen hätte.

Jedenfalls hatten wir nun einen Raum für 2.5 Stunden für uns alleine. Ricarda führte mich in die Künste der Kontaktimprovisation ein. Denn die Zeit würden wir sicherlich nützen, man hat schliesslich nicht jeden Tag ein privates Tanzzimmer ohne gestört zu werden. So konnten wir diesen Abend trotz teilweise Unstimmigkeiten noch versöhlich abschliessen.

Ich entschloss mich noch einige Tage mehr in Osh zu bleiben, denn auch Ricarda hatte noch ein bisschen Zeit, bis sie dann ihre Freundin in Almaty treffen würde. Da wir uns durch das Tanzen schnell nahe gekommen sind und auch einige Interessen und Lebenseinstellungen teilten, sind wir uns über kurze Zeit sehr vertraut geworden. Was in den ersten Tagen noch klar einen affärischen Touch hatte, verschwamm am Ende unserer Zeit doch in Etwas tieferes. War schon merkwürdig über diese wenige Tage so vertraut geworden zu sein und das Gefühl zu haben, dass man das Gegenüber schon Ewigs kennen würde. Trotzdem war klar das unser Treffen, zumindest für die nächste Zeit, ein einmaliges bleiben würde. Denn wir hatten beide unterschiedliche Pläne in der nahen Zukunft. Sie würde zurück nach Wien fliegen um dort ihr Studium fertig zu machen. Und ich habe noch nicht vor in den nächsten Monaten zurückzukehren. Wenn sie mehr Zeit zur Verfügung gehabt hätte, wären wir zusammen weiter gezogen. Es ist sicherlich schade, dass wir unter diesem Umständen getroffen hatten, aber auch gut, denn so konnten wir uns fünf Tage lang die schönsten Seiten von einander zeigen und die Zeit zusammen geniessen.

Travel Love. Leider wird auch im echten Leben die Liebe manchmal abgeschnitten.

😛

Woran erkennt man, dass ich nicht mehr alleine bin?

Und deswegen Kinder, solltet ihr immer den Wetterbericht im Auge behalten, sonst könntet ihr noch Etwas verpassen.

Die Zeit verging schnell und schon war der letze Morgen erreicht und unsere Wege trennten sich wieder.

Wie mich die Begegnung mit Ricarda in den nächsten Tagen beeinflusste und wie mir mein Handy gestohlen wurde und ich es zurück bekommen habe, erfährst du beim nächsten Mal.

Hier noch ein paar letze Bilder.

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