Auf den Spuren des grossen Bruders

Duschanbe (Tadschikistan) – Chorugh (Tadschikistan)

Tag 143 – 152

Kilometer 8020 – 8538

Schon lustig wenn ich zurück denke. Vor zwei Jahren ist mein Bruder auf seine Fahrradreise von der Schweiz nach China aufgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich noch Nichts von Fahrradreisen wissen, ich habe mich sogar gewundert wie er auf diese verrückte Idee gekommen ist. Und nun zwei Jahre später bin ich selbst auf dem Weg. Ich war so uninteressiert in seine Geschichten, dass ich nicht mal seinen Blog komplett durchgelesen habe. Abundzu ein bisschen die Bilder angeschaut und das war es dann auch. Mittlerweile bin ich aber sogar froh, dass mein Bruder auch unterwegs war, denn so kann ich von seiner Erfahrung profitieren. Meistens weiss er alle meine Fragen und gibt mir nützliche Infos für die bevorstehenden Etappen. Er dient mit auch als Anlaufstelle für Entscheidungen welche bevor stehen. Wie zum Beispiel für die Frage ob ich nach China durch Pakistan und Indien will, oder lieber dirket nach Laos. Seine Vorbereitung war wohl bedeutend detailierter als meine. Ich dachte mir, in welche Richtung kann ich am längsten Fahren ohne ein Meer zu überqueren und habe mich so für den Osten entschieden. Manchmal frage ich mich wie gross der Einfluss meines Bruders auf diese Reise war und kann es mir aber nicht zu 100% beantworten.

Seit Duschanbe bin ich nun das erste Mal, bis auf wenige kurze Ausnahmen, für längere Zeit auf den gleichen Strassen unterwegs. Zuvor haben sich unsere Wege manchmal gekreuzt aber nie gefunden. Ein spannendes Gefühl, zu wissen das sich hier mein Bruder vor zwei Jahren auch schon schwitzend und leidend über die schlechten Strassen Tadjikistan gekämpft hat. Zumindest nehme ich das an, dass er auch geliten hat.

Wenn Leute mich fragen, wie es denn für meine Eltern sei, dass ich ganz alleine durch die Welt radel, sage ich nur: „Mein Bruder ist nach China gefahren, dass ist für sie normal.“

In Duschanbe stellte ich mir wieder einmal die Frage: Will ich lieber alleine oder in einer Gruppe unterwegs sein. Es hätte zwar die Möglichkeit gegeben mit einem Indonesier sich zusammen zu tun, aber im letzten Moment entschied ich mich dann trotzdem noch dafür lieber alleine Richtung Pamir loszuziehen. Auch war lange nicht klar ob ich die Süd oder Nord Route nach Korogh nehmen will. Bis einen Tag vor Weiterfahrt, war mein Plan die Südroute zu nehmen, denn diese häbe die bessere Strassen. Aber auf den Hinweis meines Bruders, dass man nicht nach Tadjikistan reist um gute Strasse zu befahren entschied ich mich dann auch über Nacht für die Nordroute.

Meine Hoffung war, dass sobald ich Duschanbe verlasse und in das Pamirgebiet vordringe würde es auch kälter werden. Dem war aber nicht so, an den ersten Tagen war es immer noch 40 Grad, nun aber kombiniert mit Steigungen und keinen geraden Strecken mehr. Welches die Hitze fast noch anstrengender machte als zuvor im Turkmenistan und co. Kaum einige Minuten unterwegs lief mir der Schweiss übers Gesicht. Nach ca. 150 Kilometer gute Strassen, stiess ich dann auch auf die besagten schlechten Kieswege welche mich von nun an begleiten würden. Für den mentalen Ausgleich änderte sich aber auch die Szenerie um mich herum, mehr Berge und weniger Menschen.

Aber es war immer noch heiss und dieses ständige Auf und Ab kombiniert mit richtig schlechten Strassen raubte mir meine Energie und Motivation. Ich hofte darauf das durch einen glücklichen Zufall doch plötzlich ein Radfahrer hinter mit auftauchen würde. Nachdem ich aber eine Motorradgruppe getroffen hatte, welche an diesem Tag in Duschanbe gestartet waren, was mittlerweile schopn über 200 Kilometer zurück lag, wusste ich das hinter mir kein rettender Radfahrer sein würde. So hiess es Kopf hoch und Blick nach vorne, die Kühle würde dann schon kommen. Leider nur nicht so schnell wie ich sie gerne hätte. In solchen Situationen hilft es mir meine Kopfhörer einzustecken und die widrigen Umstände wegzumusiken.

Zu diesem doch schon eher schwierigen Bedingungen kam noch dazu, dass ich seit ca. fünf Tagen richtig schlecht schlafe. Kaum ein Auge bringe ich zu in der Nacht und mehr als 1-2 Stunden am Stück schlafe ich nicht. Keine Ahnung wieso, es ist nicht heisser als noch einige Wochen zuvor und auch befinde ich mich nicht in grosser Höhe. Diese Konstelation der Dinge liess meine Motivation ziemlich in den Keller sinken. Und Gedanken über Aufgabe schlichen sich in meinen Kopf. Aber wie bis jetzt immer war mir ziemlich klar, dass dies nur eine Phase sein würde. Denn was bringt es mir jetzt nach Hause zu fliegen? Im anbetracht der Lage eine der wohl schönsten Etappen vor mir zu haben. Da muss du dich jetzt schon durchbeissen Micha!

Seit ich auf der M41 (Strassenname des Pamir) unterwegs bin treffe ich auch täglich andere Reisende. Jeeps, Motorräder und auch Fahrradfahrer. Kleiner Imput: Ich nenne alle Autos mit vier Reifen, welche einigermassen geländegängig aussehen Jeep, ich habe kein Plan über Autos und sehe die Notwendigkeit auch nicht, mir hier mehr Infos zu holen 😉 Autos pfffff…..

Hingegen kann man über Motorräder sagen, dass die wohl beste Reisemaschien, BMW 1200 GS, nicht mehr so stark vertreten ist. Wird wohl auch ein bisschen zu schwer sein für diese anspruchsvollen Strassen. Schon ein paar Mal habe ich aber die leichteren 800 und 650 GS Version gesehen, oder die Leute vertrauen auf eine gute alte Honda Transalp. Ein leichtes Dirtbike ist sicher Ideal für solche Strassen, wenn man dann das nötige Gepäck unterbringen kann.

Es tut mir immer gut wenn diese Leute kurz anhalten und einen kleinen Schwatz halten, wie es uns den gerade geht, über Strassenverhältnise und ob ich irgendetwas brauche. Jeep Reisende sind toll, die haben nämlich meistens einen Kühlschrank. Und Kühlschränke haben Schokolade und kalte Getränke.

Auf dem Weg zum ersten grossen Pass habe ich sogar ein Berner Jeeppärchen getroffen. Dazu kann ich nur sagen: Schwizerdütsch isch ä geili Sprach und äs duät guet diä aubä mau wieder z schnurrä.

Ein neuer Freund?

Eine andere interessante Begegnung war eine Familie, welche in einem jeepartingen Auto zusammen Familienurlaub machen, sie seine sogar auch mit dem Fahrrad unterwegs. Das Ding war nur, dass die beiden Kinder geschätzt in meinem Alter waren, ich weiss ja nicht ob ich darauf Lust hätte.Seitdem ich auf den schlechteren Strassen unterwegs bin, gibt es auch viel weniger Verkehr und Zivilsation. Auch die bis jetzt benutzen Wasserspendestellen werden weniger und ich sehe mich genötigt, dass erste mal meinen Wasserfilter zu benutzen. Das trinken aus einem Fluss dirket am Strassenrand war mir dann ein bisschen zu heikel. Aber eigentlich wenn ich so überlege sind, diese Wasserquellen in Dörfer, welche ich ohne zu filtern trinke, auch nur Flüsse von irgendwo. Ich handhabe es nun je nach Gefühl, will aber grundsätzlich nicht filtern, dafür ist mein Wasserverbrauch von bis zu 10 Liter pro Tag zu hoch. Auch soll sich mein Körper an diese Wasserqualität gewöhnen. Die Einhemischen trinken es ja auch ungefiltert. Kein Plan wie schnell man sich an soetwas gewöhnen kann.

Neuer Höherekord! 3252 Meter über Meer. Besonders stolz darauf bin ich, weil ich seit Tadjikistan keine Hilfe von Fahrzeugen angenommen habe, ich habe mich mit meinem eigenen Willen und Kraft auf dieses Berg gekämpft. Find ich gut. Ebenfalls stolz macht mich von meinen Radfahrerbekanntschaften der einzige gewesen zu sein, der diese befürchtete Nordroute gefahren ist. Unter uns so schlimm war sie nicht, schon anspruchsvoll, aber wenn man die wilden Bären ignoriert ganz cool. 😉

Meistens stelle ich mein Zelt in Weiden oder Plantagen, da es oftmals die einzige Sinvolle Möglichkeit darstellt zu übernachten. Wenn ich dann aufwache, sind meistens ein paar Kühe um mich herum, welche an einem Pflock angebunden friedlich grassen. Die Leute welche die Tiere morgens auf die Weide bringen, haben sich bis jetzt noch nie an meinem Zelt gestört. Dadurch habe ich aber viele Male nun einen kleinen Jungen welche interessiert meine Morgenroutine beobachtet. Sie sind meistens still und so kann ich wenigstens in Ruhe mein Ding machen. Wenn es mit manchmal zu dumm wird scheuche ich sie dann weg.

Wenn wir schon bei Kinder sind. Einmal dachte sich so ein Balg, es sei eine gute Idee ein Stock nach mir zu werfen. Da hat es die Rechnung aber nicht mit mir gemacht. Fahrrad hingestellt und mich umgedreht, schreiend rannte ich auf das Kind zu. Der Junge wusste seine Stunde hatte geschlagen und sprintete davon. Ich hätte in erwischt wenn ich wollte, war aber überrascht, dass er so schnell sein konnte. Ich denke mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet.

Und nun habe ich das erste mal Blickkontakt zu Afghanistan schon noch speziell zu wissen wie nahe man einem Land gekommen ist, worüber man nun wirklich nicht viel gutes gehört hat. Die Strasse folgt dem Fluss welcher die Grenze zwischen Tadjikistan und Afghanistan darstellt, so würde mich dieses Land noch einige Tage begleiten. Es reizt mich an einer nicht allzugefährlichen Stelle einmal rüber zu schwimmen, um Afghanistan auf meine Reisekarte hinzuzufügen zu können. Mal sehen ob das funktionieren wird. Wenn mir jemand vor einem Jahr erzählt hätte, dass ich schon bald Afghanistan mit blosen Augen sehen würde, hätte ich ihm wohl nicht geglaubt.

Die Strassen sind wieder ein bisschen besser, aber immer noch scheisse. Mehr als 65 Kilometer am Tag sind nicht möglich. Schon frustierend wenn man alles gibt aber nicht über 10 Kilometer pro Stunde hinaus kommt. Ich habe mittlerweile meine Tagesroutine umgestellt, meistens starte ich nicht vor 10:00 Uhr morgens, fahre aber dafür bis es dunkel ist, so gegen 21:00. Denn wenn die Sonne unter geht, sind die Temperaturen einfach am besten. Und in der Nacht fahren nicht viele Autos über diese Strassen. Und die wenigen welche sich trotzdem auf den Weg machen, kann man schon von weitem sehen. Am Morgen erledige ich die nötigen Arbeiten an Fahrrad, wie zum Beispiel Kette putzen etc.

Am letzten Tag vor Korogh wurden die Strassen wieder besser und auch meine Kilometerleistung verbesserte sich deutlich, ohne mehr Aufwand zu haben. So entschloss ich die 100 Kilometer bis zu meinem nächsten Hostel in einem Tag zu fahren.Von Duschanbe zu Korogh brauchte ich 8 Tage, in diesen Zeit hatte ich keine einzige Verbindung zu der Aussenwelt. Fühlt sich gut an nicht mehr jeden Tag das Bedürfniss zu verspühren sich mit dem Internet zu verbinden. Wenn ich vorraus schaue denke ich nicht das ich vor Kirgistan wieder Internet haben werde, das werden dann auch so um die zwei Wochen sein. Mal schauen.

Wie schon in der Türkei finde ich es unnötig schöne Landschaften grossartig zu beschreiben. Deswegen auch hier wieder eine kleine Galerie.Eine Ortlieb Schraube hat sich verabschiedet. Lösung gefunden.Eine Kuh auf dem Flugplatz.Hello!Schönes Muster oder?

Ein Kommentar zu „Auf den Spuren des grossen Bruders

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  1. Perhaos you can yse google translate English- Dutch.
    All mountains looks the same, but are so different and beautiful. And your feets have a very special look👍😁

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