Maku (Iran) – Täbris (Iran)
Tag 87 – 90
Das erste was mir aufgefallen ist, dass im Iran nicht mehr das Lateinische Alphabet benutz wird, sodern nun alles mit Persichen Schriftzeichen versehen ist. Zum Glück nicht ganz alles, meistens ist bei Städtenamen auch noch die englische Bezeichnung versehen. So können wir immernoch einigermassen nur mit Ortsnamen navigieren.
Iran ist das erste Land, wo es nicht mehr einfach ist kleine verlassene Wege zu finden, die ersten Tagen mussten wir den Hauptstrassen folgend, was über längere Zeit keinen Spass macht. Zu viel Verkehr, Lärm und Kontakt zu Menschen haben wir hier auch nicht viel. Das wir als Radfahrer auffallen wussten wir schon lange, hier im Iran nimmt das Ganzer aber ein neues Level an. Von einem Auto von der Strasse gedrängt zu werden, damit die Insasen mir die Hand schütteln können, ist dann auch mir ein Tick zu viel. Der Fahrer war so erfreut mich zu sehen, dass aus lauter Hecktik vergass die Handbremse anzuziehen. Das Auto rollte fröhlich an uns vorbei, ist zum Glück nichts passiert. Auch alle 20 Sekunden ein Auto Hupen zu hören, um zu Grüssen, lässt mich mittlerweile recht kalt. Ich habe nun angefangen auf diesen Strassen mit meinen Kopfhörer Musik zu hören, denn dieser Lärm regt mich nur noch auf, ich hoffe wir finden bald kleinere Strassen.
Kein Wunder gibt es hier so viel Verkehr, wir haben herausgefunden das hier der Liter Bezin um die 6 Cent kostet. Was völlig absurd ist, wenn man es mit Europäischen Preisen vergleicht. Auch scheint die ganze Nation vom Strassenverkehr zu leben. Hunderte Autowerkstätten haben wir schon gesehen.
Der Verkehr ist auch agressiver geworden, wenn es keinen Pannenstreifen mehr gibt, belegen wir meistens bewusst eine Spur der Strasse. Das uns zwei Autos gleichzeitig überholen, habe ich keine Lust. Zu 90% klapt das ganz gut, es ist aber schon wichtig bei der Sache zu sein. Gerade wenn LKW-Überholungen statt finden, muss man dann schon mal Platz machen. Sonst wird es dann zu eng.
Meistens sind die Hauptstrassen nicht wirklich spannend und so haben wir angefangen abundzu Mitfahrgelegenheiten zu finden. Noch in der Türkei war es den meisten LKW-Fahrer egal, wenn man sich daran gehängt hat, hier werden wir, wenn wir gesehen werden, ausgebremst. Begründung sei die Angst vor der Polizei. Was wir aber nicht ganz verstehen können, denn bis jetzt haben wir fast nie eine Polizei gesehen, auch sehe ich kein Verstoss, wenn wir unsere Fahrräder auf die Ladefläche legen und ins Füherhaus steigen. Mehr Glück hatten wir mit Pickups, welche genügend Platz auf der Ladefläche haben für zwei Fahrräder und zwei Menschen. Wir werden wohl unsere Strategie im Iran anpassen müssen, wenn wir auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit sind.
Da Geito in einer Beziehung ist und regelmässig auch am Abend mit seiner Freundin in Kontakt sein will, habe auch ich mir eine Iranische Simkarte gekauft. Für um die sieben Euro gibt es hier eine Simkarte und 10GB Internet. Denn wenn nur einer Internet hat, wid es über längere Zeit mühsam, lieber zusammen asozial sein als alleine. Nach einigen Tagen Selbstversuch kann ich nur wenige positive Punkte am mobilen Internet finden.
Es ist nun möglich meine Bilder zu jeder Zeit hochzuladen, auch mal über Nacht, so verliere ich keine Zeit in einem Restaurant oder anderen Ort mit Wlan. Ich habe angefangen abundzu SRF 3 zu hören. Ist mal eine schöne Abwechslung für auf der Strasse. Und keine Wlanhotspots mehr suchen zu müssen, ist eine bequeme Sache.
Ich werde faul, das Internet ist so gross da kann man ja gut am Abend noch eine Stunde auf Youtube surfen und am morgen gleich nochmals. Und ständig kann man die Nachrichten auf Whatsapp überprüfen und Facebook oder Instagram Likes nachschauen. Oder ob schon jemand mehr meinen Blog aufgerufen hat. Ich fühle mich gestresst durch das erreichbar sein, das Gefühl etwas zu verpassen, eine Nachricht nicht inerhalb von Minuten lesen zu können. Früher stand ich während dem Eindunkeln vor dem Zelt und betrachtete die Welt um mich herum. Nun schaue ich mir im Zelt irgendwelche Dinge im Netz an.
Fazit Reisen mit mobilem Internet ist wie die Pest, egal ob nur einer oder mehrere es haben, schlussendlich wird jeder angesteckt. Die Welt geht nicht unter wenn man mal einige Tage nicht erreichbar ist. Internet zu haben, ist zu einfach. Gefühle wie Langeweile, Trauer, Wut etc. können einfach im Internet ertränkt werden. Ich setze mich nicht mehr mit mir auseinander. Und geniesse meine Umwelt auch nicht mehr so wie früher. Ich werde wohl in den nächsten Tagen meine Iranische Simkarte wegwerfen. Oder zumindest ganz sicher keine neue Simkarte fürs nächste Land kaufen.
In ein neues Land zu kommen, heisst sich auch wieder neu zu Orientieren. Preise ändern und auch die Produkte welche man am liebsten hat, müssen erst gefunden werden. Die Türkei hatte noch einige Supermarktgesellschaften, welche brauchbare Produkte anbot. Diese hat man nach einigen Tagen erkannt und konnte sie bis am Ende des Landes nutzen. Im Iran haben wir bis jetzt noch keine brauchbare Läden entdeckt. Milchprodukte sind allgemein Mangelware, anständiges Brot gibt es überhaupt nicht mehr und auch sonst ist die Auswahl eher begrenzt. Es fühlt sich so an als ob jeder Laden ein Kiosk wäre. Kleine Auswahl von unnötigen Produkten. Jeder Tankstellenshop in der Schweiz, hat eine bessere Produktpalette.
Nun müssen wir unsere Essgewohnheiten dem Land anpassen, denn andere Möglichkeiten haben wir nicht. Eines Nachmittags, waren wir mal wieder in einem solchen Laden um uns das Nachtessen zu kaufen, als uns der Verkäufer zu verstehen gab, dass wir die Waren gratis bekommen sollen. Verwirrt schauten wir uns an, dass wir manchmal zum Essen eingeladen werden, kannten wir schon. Aber in einem normalen Markt die Ware geschenkt zu bekommen war Etwas anderes.
Im Iran gibt es eine Begebenheit welche sich „Tarof“ nennt. Dies bedeutet das der Darbringer einer Dienstleistung gegenüber dem Kunde keine Entlohnung haben will. Denn er selber währe dankbar, diese Dienstleistung erbracht zu haben, selbst wenn er eigentlich eine Entlohung dafür haben möchte. Ein Zeichen der Freundlichkeit. Erst nach mehrmaligem Nachfragen wird dann der Preis genannt. Mit solchen Umständen habe ich Mühe, denn ich habe keine Lust jedes Mal ein Geschenk zu hinterfragen. Wenn mir eine Situation speziell erscheint, stelle ich klar das ich kein Interesse an irgendwelchen Spielereien habe. Wenn das Gegenüber keine Anstalten macht, dass Geschenkte zurückzuziehen, nehme ich es an.
Da es sowenig brauchbares Essen in Supernärkten gibt, ist es angenehm eine Alternative zu haben. Denn die Restaurants sind wirklich gut und vorallem auch sehr günstig. Suppe mit Salat Reis und gekochten Gemüse kostet hier um die 1-2 Euro pro Person. Ein Mittagessen selbst zu kaufen, ist meistens teurer. Zurzeit ist noch Ramadan und in kleinen, eher konservativen Städten, sind alle Restaurants durch den Tag geschlossen. Aber manchmal hat man Glück, denn nicht alle Iraner nehmen am Fastenmonat teil.
Wiedermal haben wir ein Stück Strasse mit einem kleinen Pickup übersprungen, als wir von einem Motorradfahrer, während der Fahrt, als Touristen erkannt wurden. Dieser brachte uns zu einem jungen Mann, welcher in Marand die Ansprechperson war, was Fahrradreisende anbelangt. Er hatte in den letzten Jahren über 600 Reisende gehost. Wenn Reisende in der Stadt gesichtet werden, wird er informiert und fängt diese dann ab, so wie uns auch. Er fragte uns ob wir interesse hätten, eine Englisch-Schulklasse zu besuchen und mit ihnen ein bisschen zu plaudern. Eine solche Möglichkeit liesen wir uns natürlich nicht entgehen, mit jungen Menschen eines neuen Landes zu reden. Die Begeisterung der Schüler war deutlich zu spüren und wir wurden mit Fragen gelöchert. Es wird mir klar wie unfair eigentlich die Welt ist, als wir Gehälter und Möglichkeiten verglichen zwischen der Schweiz und Iran. Aber auch wiedermal eine Dankbarkeit, dass ich als Schweizer hier sitzen kann und dies erzählen darf. Der Lehrer war hellbegeistert, ab unserem Besuch, wie einen aufgeschäuchte Fledermaus schwirrte er herum und beschwor uns entspannt zu sein. Der einzige der hier nicht entspannte, war er selbst.
Anschliessend gesellten wir uns in den naheliegenden Park. Ein paar Mädchen stiessen zu unser Gruppe dazu. Und wir setzet uns gemeinsam in die schattige Wiese. Wisst ihr was eine Menschenmenge anlockt? Ein Europäer in einem Iranischen Park mit einer Gitarre. Es vergiengen wenige Lieder und über 20 Leute sassen um uns herum.
Das Ganze wurde uns ein bisschen zuviel und so verliessen wir die Szenerie. Eine kleine Berühmtheit bin ich nun in Marand, zu Hause hätte ich wohl eher Leute genervt als erfreut 🙂 Die Zeit vergieng und um 23:00 Uhr fanden wir uns wieder im selbem Park, wir hatten keine Übernachtungsmöglichkleit gefunden und waren kurz davor uns aufzumachen die Zelte ausserhalb der Stadt aufzuschlagen. Da mich aber eins der Mädchen über mehrere Ecken auf Instagram gefunden hat und mich angeschrieben hatte, wollte ich bevor wir giengen sie noch fragen für eine Schlafmöglichkeit. Man kann nichts verlieren, wenn man nichts erwartet. Erstaunlicherweise willigte sie ein und erschien einige Zeit später mit ihrem Vater und der kleinen Schwester im Park.
Zuhause angekommen wurden wir mit Tee und Süssigkeiten von ihrer Mutter begrüsst. Wir reden bis tief in die Nacht über alle Möglichen Themen. Was mich besonders interessierte war wie sich Frauen in einem Islamischen Land leben und wie das zwischen Mann und Frau funktioniert. Es gibt einige für mich unverständliche Begebenheiten.
Frauen werden gezwungen in der Öffentlichkeit immer ein Kopftuch zu tragen, einen Langen Rock und die Haut der Beine dürfen nicht gesehen werden. Frauen sollten nicht Fahrrad fahren und nur in bestimmten Orten im Meer schwimmen. Auch sieht man fast nie Frauen irgendwo arbeiten. Zum Beispiel in einem Geschäft usw.
Männer dürfen keine kurzen Hosen tragen.
Mehrere Frauen sagten mir, dass sie durch ihr Land so fest unterdrückt werden, sie würden lieber ein Mann sein oder auswandern wollen.
Auch ist die Sexualität zwischen Mann und Frau ist hart unterdrückt. Es ist nicht möglich öffentlich eine Beziehung auszuleben. Draussen darf nicht geküsst werden, selbst die Hand zu halten ist schwierig. Speziell wenn man nicht verheiratet ist. Zusammen Tanzen geht gar nicht. Alles muss hinter verschlossenen Türen statt finden. Kein Wunder hat fast jedes Iranische Haus eine Mauer um sich herum, wenigsten ein bisschen Prtivatsphäre. Wenn sich Zwei näher kommen, darf dies Niemand sehen, nicht einmal die Eltern. Auch ist die Partnersuche hier etwas anders, entweder die Familien sprechen sich zusammen ab, wer mit wem zusammen sein sollte. Oder die Suchenden bringen das Interesse selber über die Familen zu kunde. Wenn eine Familie nicht einverstanden ist, wird es sehr schwer.
Dieses ganze Thema zur Unterdrückung der Frau und allgemein Sexualität ist sehr komplex und es ist sicher das ich nicht alles über dieses Thema erfahren habe. Ich gebe hier nur das wieder was ich selber bis jetzt gesehen und gehört habe. Ich werde über diese Punkte bei anderen Möglichkeiten weiter nachforschen um eine Tendez herauszuspüren, wie es denn nun wirklich ist.
Nun sitzen wir also in diesem Wohnzimmer und zum Spass fragte die Ayda, meine Bekannte aus dem Park und unsere Gastgeberin, ob sie denn schon einmal gentanzt hätte und ob sie Lust hätte dies auszuprobieren. Die Mutter war völlig beigeistert und feuerte uns an es anzugehen. So kam es dazu das wir unsere ersten Tripplesteps im Wohnzimmer zusammen machten. Auch Ayda hatte ihren Spass daran. Ich denke da es hier so eine Unterdrückung von Kontakt zwischen Mann und Frau gibt, sind viele mit diesem Thema übervordert. Schliesslich gibt es ja keine Möglichkeit dies natürlich zu lernen. Ich selbst habe über ein hables Jahr gebraucht, bis ich im Tanz selbstbewusst auf Frauen zugehen konnte und nicht mehr nervös war. Wie soll es denn hier aussehen?
Am nächsten Morgen zeigte uns Ayda noch die Stadt und half uns einige Lebensmittel zu finden. Unser Plan war an diesem Abend Älplermakaroni zu machen. Mit selbstgemachtem Apfelmus. Schon lustig, dass ich mittlerweile mit meinen eingeschränkten Möglichlkeiten kreativer koche als noch zu Hause, mit einer riesigen Küche.
Very nice, what a diffirent of culture and real live and things that we never see on the T.V. So sorry for al this women who dreams about the same freedom like us….
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