Nicht mehr alleine.

Erzerum (Türkei) – Maku (Iran)

Tag 81 – 86

Die letzten Tage habe ich sehr genossen. Wenig Kontakte zu Einheimischen und auch Reisende habe ich nicht getroffen. Da ich mit Geito und Oliver aber immer regelmässig im Kontakt geblieben bin und auch wusste, dass sie zusammen unterwegs waren, ergab sich die Möglichkeit diese zwei Belgier wieder zu sehen. Auf dies freute ich mich sehr, denn mit beiden hatte ich eine zwar kurze aber sehr schöne Zeit. In Erzerum sollte es dann schlussendlich soweit sein. Das Wiedersehen fühlte sich an, Altbekannte wieder zu treffen. Gemeinsam Mittag essend, berichteten wir uns über das Erlebte der letzten Wochen.

Die Beiden hatten sich ein Warmshower Host gefunden, da ich keinen Plan hatte wie lange ich hier bleiben würde, habe ich mir keinen Platz organisiert. Auf das Nachfragen war ein weitere Gast für unseren Host aber kein Problem.

Wir entschieden uns auf zwei Ruhetage, um einige Sachen zu erledigen und wieder mal eine Pause zu machen. Damit war ich total zufrieden, denn seit Ordu hatte ich mir keinen Ruhetag genommen und das Gelände war sehr anspruchsvoll und anstregend gewesen.

So lag ich wieder mal einen Tag gemütlich in der Wohnung herum, nur nach Draussen gehend um Süssigkeiten und Icetee zu kaufen. Am zweiten Tag musste dann aber auch ich mich noch aufmachen in die Stadt. Eine neue Kette zu finden, ein Tool für Kettenschlösser aufzumachen und mein drittes Packet nach Hause zu senden, war auf meiner Liste. Nun habe ich schon fünf Kilogramm an unnötigen Gegenständen nach Hause gesendet. Das dies passieren würde war mir klar, denn grosse Fahrradreisenerfahrung, hatte ich ja nicht. Nun habe ich z.B. nur noch eine lange Hose oder zwei Unterhosen und so ziemlich jeden Gegenstand benutze ich regelmässig, oder ist wichtig zu haben.

Nach zwei entspannten Tagen machten wir uns wieder auf, die Strassen unsicher zu machen und weiter Richtung Iranische Grenze zu fahren.

Als Fahrradreisender ist man sehr auf das Wetter angewiesen. Man verflucht es, wenn drei Tage nur Regen zu sehen ist und alle Kleider nass sind. Es wird aber auch umsomehr genossen, wenn die Sonne scheint oder der Wind in die richtige Richtung blässt. Und so hatten wir drei Tage Glück mit dem wohl stärksten Rückenwind denn ich je hatte. Pro Tag haben wir ca. 100 Kilometer zurück gelegt, teilweise fühlte sich dies nicht mal mehr wie Arbeit an, mehr als würde man fliegen. Mit 40 Kilometer pro Stunde über längere Zeit ohne grosse Anstrengung über die Strassen zu sausen ist toll. Und so kamen wir der Iranischen Grenze schneller näher als erwartet.

Die beiden hatten in zwischenzeit ein neues Spiel entwickelt, welches mich nicht ganz so glücklich machte. Um schneller vorwärts zu kommen, wird sich an LKW festgehalten, welche uns dann Berge hochziehen oder über weite Flächen fahren. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Man hat Glück und der LKW fährt im gleichen Moment los, so kann man in aller Ruhe den besten Platz zum halten suchen. Der LKW ist langsam in der Steigung und es braucht nur einen kleinen Aufwand um auf die gleiche Geschwindigkeit zu kommen. Oder es wird wie ein gestörter dem LKW hinterher gejagt. Manchmal mit Erfolg, aber nicht immer. Das ganze artet für mich in ein Rennen aus, denn wenn die Beiden einen LKW erwischen, bin ich fast gezwungen auch einen zu schnappen. Selbst wenn ich nicht will. Sie wissen aber dann auch nicht ob ich einen erwischt habe und so ist jeder Kilometer mehr eine grössere Lücke welche entsteht. Speziell wenn ich in einer Steigung Einsatz gebe um einen Vorsprung zu haben, um eine längere Pause zu erhalten. Dieser Einsatz durch einen LKW-Shuttel aber wieder zunichte gemacht wird, finde ich das ganze nerfend.

Wenn wir alle den gleichen erwischen macht das Ganze aber auch Spass, dieses Glück hatten wir aber nur einmal. Nicht ungefährlich mit über 70-80 Sachen über die Strassen zu rauschen und an einem LKW zu hängen. Da wir zu dritt waren konnten wir uns nicht mehr nur auf einer Seite halten und so fand ich einen Platz auf der linken Seite. Als uns dann ein anderen LKW überholte wusste ich, wenn ich jetzt falle, bin ich tot. Glücklicherweise war auch dem LKW-Fahrer bewusst das diese ganze Aktion nicht ungefährlich ist und so wurden wir nach einigen Kilometer eingeladen unsere Fahrräder auf dem Tanker zu platzieren und uns in die Fahrerkabine zu gesellen. Dies nahmen wir dankend an und konnten so bis in die nächste Stadt mitfahren.

In der letzten grossen Stadt vor dem Iran traffen wir noch zwei Fahrradreisende aus dem Iran. Sie hatten heute ihren ersten Tag und mussten gegen den Wind ankämpfen. Diese Geschichte zu hören, amüsierte mich. Mit meinen über 80 Tagen fühlte ich mich mittlerweile schon erfahren und nun sehe ich hier zwei Kücken, welche ihre ersten Flügelschläge wagen. Hoffentlich möge der Wind mit ihnen sein in den nächsten Tagen.

Auf der Suche nach dem Weg zur Hauptstrasse hatten wir uns verfahren, wir schlugen einen kleinen Kiesweg ein und näherten uns einem Militärgelände. Die Rufe der Soldaten ignorierend suchten wir uns einen Weg durch das knietiefe Grass, in der Hoffnung einen Weg entlang des Gelände zu finden. Dem war leider nicht so und wir kehrten wieder um. Auf der Strasse angekommen fuhren uns Polizeiwagen entgegen. Welche uns mit auf die Wache nahmen, wo wir erklären mussten was wir denn genau hier gemacht hatten. Auf einem Feld nahe einer Militäranlage sich zu bewegen scheint also ein Problem zu sein. Uns wurde erst später bewusst das wir ja nun für wenige Minuten gesucht wurden durch die Poliezi. Wir waren also Flüchtige. Wäre dies ein Computerspiel gewesen, hätten wir nun einen Stern von fünf gehabt. Nach langem warten konnten wir dann aber auch wieder gehen.

Achja da war noch so ein Berg, Ararat gennant, um die 5100 Meter hoch und ein ehemaliger Vulkan. Der höchste Berg in der Türkei, leider hatten wir nicht Glück mit dem Wetter und die Spitze war mit Wolken verhangen. Trotzdem fanden wir einen schönen Platz zum schlafen. Oliver und Geito waren fest davon überzeugt, diese Nacht ohne Zelt zu verbingen. Ich war nicht so begeistert von dieser Idee liess mich aber trotzdem überreden, meine erste Nacht im freien zu verbringen. Gut geschlafen hatte ich nicht, denn der Wind welcher uns durch den Tag begleitet hatte, war in dieser Nacht nicht abgeklungen. Kräftige Windstösse liessen unsere Sachen davonfliegen. Wenn der Wind mal abklang und der Schlafsack nicht mehr durchgeschüttelt wurde, begannen Hunde zu heulen und ab 01:00 Nacht, hatte die nahe gelegene Mosche ein dringendes Mitteilungsbedürfnis, der Gesang hallte bis zu uns und liesen einen ruhigen Schlaf ausfallen. Irgendeinmal schlief ich dann aber trotzdem ein. Nun weiss ich aber, mein Zelt noch mehr zu schätzen.

Früh morgen von ein paar Bauer aufgeschäucht, welche nicht freude daran hatten das wir ohne lange Kleidung auf ihren Wasserreservoir schlafen, mussten wir unser Lager abbrechen. Das Wasser würde sich verunreinigen, wenn ich da mit meiner Unterhose herumlaufe. Noch etwas gegessen, machten wir uns auf die Iranische Grenze zu überqueren. 10 Kilometer vor der Grenze standen die ersten LKW auf der zweispurigen Strasse.

Hier eine kleine Rechnung. Ein LKW ist ca. 13 Meter lang. Die Lücke zwischen dem nächsten ca. 4 Meter. So braucht jeder LKW seine 17 Meter. Einen grossen Parkplatz nicht mitzählend, standen hier sicher über 1200 LKWs und warteten darauf die Grenze zu überqueren. Diese Aktion kann 2-3 Tage dauern. Da die meisten LKW keine Standklimaanlage haben, machten sich die Fahrer unter ihrem Gefährt gemütllich, kochten Tee und assen zusammen.

An der Grenze angekommen, stellten wir fest, dass wir nicht durch die Autogrenze durften. Sondern uns in die Schlange der Fussgänger eingliedern mussten. Von einer Schlange kann nicht die rede sein, ein riesen Gedränge und geschrei, wie schon im Iranischen Konsulat in Istanbul. So wie ich verstanden habe, gibt es viele Türken welche diese Grenzstelle als Warenstransport nutzen, da aber die Regeln für Grenzübergänger deutlich angezogen wurden, gab es viele Unstimmigkeiten. Diese Türken verstopften aber jeden Zugang zu der kleine Schleuse, wo wir durch mussten. Es bewegte sich nicht viel bis eine Iranerin völlig ausrasstete und anfing die Türkischen Männer wegzudrücken. Touristen und Einheimische zuerst war hier die Devise. Auch Oliver drängelte nach vorne und so wurde ein schmaler Tunnel gebildet wo wir uns dann durquetschen konnten. Ein solcher Grenzübergang mit Fahrrad ist wahrlich keine angenehme Sache. Ich hatte Angst das bei dem Gedränge meine sieben Sachen in Mitleidenschaft gezogen werden konnten. Mit dem Elbogen drückte ich einen Mann weg, welcher gefährlich nahe an meine Gitarre heram kam. Endlich hatte ich es geschaft, ich war in der Schleuse. Diese war so eng, das mein Topf, hinten an der Seite befestigt, bei jeder Stange anschlug.

Nach dem wir die Türkei verlassen hatten, wurde alles ganz geordnet. Kein Gedränge oder Geschrei, sogar in einer Schlange wurde eingestanden. Vieleicht lag es daran, dass man nun in ein anderes Land einreisen wollte und nicht ausreisen. Vieleicht heisst es dann, wenn du Scheisse machst, lassen wir dich auch nicht rein?

Eine nette Dame erklärte uns die wichtigisten Informationen und gab uns Touristenkarten des Iran. Sie zeigte uns die aktuellen Wechselkurse und wo wir am besten unser Geld tauschen sollten.

Wusstes du das es nicht möglich ist, im Iran als Ausländer Geld abzuheben? Euro oder Dollars welche benötigt werden müssen Bar über die Grenze gebracht werden. So reise ich also mit ca. 320 Euro und 300 Dolars ins Land ein. Hoffentlich passiert hier nicht unvorhergesehenes. Denn die einzige Möglichkeit noch an Geld zu kommen ist über die schweizerische Botschaft. Und ich nehme an ausser in Teheran gibt es hier keine Botschaft.

Zur Feier des Tages haben wir beschlossen wieder einmal in einem Restaurant essen zu gehen. Für drei Personen bezahlten wir 900ˋ000 Rials oder umgrechnet knapp 6 Euro.

Oliver hat beschlossen uns zu verlassen, er will den Iran alleine erkunden. Wir werden in aber wohl in Teheran wieder treffen. Das kam mir recht, eine Gruppe von drei, war mir im Moment gerade etwas zu viel. Ich werde nun mit Geito weiter ziehen, mal schauen wielange wir zusammen bleiben.

Unser erstes Lager schlugen wir in der nähe eines Hirtencamp auf. Kurz mit Zeichensprache gefragt, ob wir hier schlafen dürfen und schon waren unsere Zelte aufgestellt und bereit für die Nacht.

Was ich alles in meinen ersten Tagen im Iran erlebt habe und wie meine ersten Eindrücke sind erzähle ich dir im nächsten Blog.

Ein Kommentar zu „Nicht mehr alleine.

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  1. Hallo Micha, Nice that you are togheter again with your travelfriends Olivier and Geito😄 If whatever you can make one picture from my son Geito ( called ziege in Flamisch😁😁😁) neben einer echten ziege , when you are traveling or sleeping in wild nature, will be great. So then you can give this picture to Geito as a souvenir forever for his special name like you called him👍😄😄😄.
    Your pictures and story’s are still fabulous. And the pictures of you like the Happy gitaris/ troubadour and dancer are that I saw on the travelblog from Geito, are willy crazy. Perhaps you can ask him to send this to you. Have a lot of fun 👍😎

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